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Archiv-Artikel

Leserinnenbriefe

Leicht durchschaubare Kampagne

■ betr.: „CDU will kulturpolitische Vision“, taz bremen vom 14. Mai

Zwischen Besser-wissen und Besser-machen besteht bekanntlich ein ganz tiefer Graben. Insofern gibt das Zukunftspapier zur Kulturpolitik der CDU Anlass darüber nachzudenken, was diesen Graben kennzeichnet. Die Eigenständigkeit des Kulturressorts wieder herzustellen, war die Konsequenz aus den Erfahrungen eines eingegliederten Ressorts zu Zeiten der großen Koalition. Die Senatoren von Gloystein bis Kastendieck, die Kultur in ihrem Senatorenportefeuille – mal bei Wirtschaft, mal bei Inneres – hatten, sind sicherlich keine Empfehlung, dieses alte Modell wieder zu beleben. Kultur hatte keine eigene Stimme, wurde den jeweiligen Interessen des dominanten Großressorts tendenziell untergeordnet. Das wurde zuletzt deutlich, als mit Joachim Frey ein Intendant bestellt wurde, der mit Kulturmanagementmethoden und Eventorientierung, mit Musical und Seebühne das Bremer Theater, mit hohem kapitalintensiven Risko, auf einen neuen Kurs bringen sollte. Dies Konzept war politisch gewollt und dafür wurde auch Frey ausgewählt. Noch in Zeiten von Kastendiek (...) wurden Richtungsentscheidungen und Vorentscheidungen für das Musical geschaffen, das später die Probleme schaffte und das Bremer Theater und später die ganze Kulturszene stark schädigte. Dass die Vergabe von Fördermitteln Transparenz erfordert, ist Voraussetzung für öffentliche Betriebskostenhilfen, das gilt ja wohl für jedes Ressort, und auch für die Vergabe von Wirtschaftsförderung für Veranstaltungen in der Stadthalle, auf der Rennbahn und im Musical Theater?! Die Ansprache von Sponsoren zu professionalisieren ist gut gemeint, aber jeder Sponsor würde sich doch bedanken, wenn er sich über eine „Anlaufstelle der Drittmittelakquise“ in Partnerschaften vermitteln lassen sollte, die die eigenen Interessen den öffentlichen Verantwortlichkeiten unterordnen sollte. In einem Punkt hat die CDU Recht – Bremen wird Strukturen verändern müssen. Dafür müssen Konzepte entwickelt und darüber muss sachlich politisch gestritten werden. Mit einfachen und leicht durchschaubaren Skandalkampagnen auf sich aufmerksam zu machen, hilft Bremen und der Kultur überhaupt nicht und verhindert eine sachliche Auseinandersetzung. RENATE HEITMAN, Geschäftsführender Vorstand der bremer shakespeare company und Sprecherin des Kulturrates