LeserInnenbriefe:
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Keiner sagt es
betr.: „Merkels heimlicher Nationalismus“, taz vom 30. 5. 17
Sehr geehrte Frau Herrmann, ich wohne zwar nicht immer in Europa, aber ich lese die taz, wo immer ich diese bekomme, und da ich politisch sehr interessiert bin, sehe ich auch den Presseclub, wo Sie und Ihre Meinung gefragt sind. Es ist ein Segen, dass es in Deutschland, wo die Wahrheit in den Massenmedien und in der Presse rar geworden ist, Journalisten Ihres Formats gibt, die sich trauen, die Wahrheit zu sagen. Ihr Beitrag „Merkels heimlicher Nationalismus“ ist ein Beispiel dafür. Danke! Das wissen viele, aber keiner sagt es.
DIMITRI ALEXANDER TAKIDES, Hannover
Deutschland zuerst
betr.: „Merkels heimlicher Nationalismus“, taz vom 30. 5. 17
Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe Ulrike Herrmann wegen ihrer scharfsinnigen Ausführungen immer sehr bewundert. Diesmal sind aber ihre Ideosynkrasien mit ihr durchgegangen: Aus Merkels Äußerungen zu den Griechen, als deren Motiv sogar ausdrücklich der Fang von Wählerstimmen gemutmaßt wird, zu folgern, dahinter stehe in Wirklichkeit der Grundsatz „Deutschland zuerst“, ist schon kühn. Mag sein, dass Merkel tatsächlich so denkt, aber daraus ließe sich konkretes Verhalten den Griechen gegenüber gar nicht ableiten.
Bisher habe ich die Neigung von Kandidaten, dem Wählervolk populistisch nach dem Munde zu reden, statt ihre Überzeugungen darzulegen, für eine der weniger erfreulichen Begleiterscheinungen der Demokratie gehalten und nicht für ein Merkmal des „Nationalismus“. Im Übrigen könnte ich nichts Verwerfliches dabei finden, wenn Frau Merkel tatsächlich „Deutschland zuerst“ dächte; das würde jedenfalls ihrem Amtseid entsprechen. Auch der von uns so schmerzlich vermisste Barack Obama hat einmal gesagt, die einzige „unentbehrliche“ Nation sei die der US-Amerikaner. Die sich darin äußernde Einstellung scheint also nicht aus dem Rahmen zu fallen. KLEMENS DÖPP, Freudenberg
Esel Berufsgenossenschaft
betr.: „Im juristischen Nichts“, taz vom 27. 5. 17
Sehr geehrter Herr Metzger, als Mitarbeiter einer Berufsgenossenschaft (BGen) – ich bin Aufsichtsperson – und als taz-Genosse berührt mich Ihr Artikel in zweierlei Hinsicht: a) die Probleme mit den BGen sind bekannt und in dieser Form leider schon oft angeprangert worden, durchaus zu Recht. Ich bitte aber zu bedenken, dass die BGen als Behörden ebenso wie die Richter an geltendes Recht gebunden sind (SGB VII und Berufskrankheitenverordnung). Wer hier Änderungen wünscht, sollte die Regierung ansprechen. Das alte Esel-Reiter-Problem … Als Außendienstler habe ich viel Kontakt zu Unternehmen und Versicherten und werde dabei immer wieder mit Vorwürfen („Rentenquetscher“) konfrontiert. Die überwiegend positiven Leistungen der BGen werden als selbstverständlich hingenommen. Das macht mir den Job sauer und das Leben schwer. b) Aus meiner Sicht viel interessanter ist, dass es sich bei den BGen eben um Genossenschaften handelt. Und nicht um gewinnorientierte Versicherungen. Von der Öffentlichkeit (und auch der taz) unbemerkt, werden derzeit die Strukturen der BGen und der anderen gesetzlichen Unfallversicherungen im Rahmen groß angelegter und politisch veranlasster Fusionen wesentlich verändert. Dabei wird meines Erachtens auch ein gutes Stück Demokratie und Mitbestimmung verloren gehen. Wussten Sie, dass der Vorstand der BGen aus ehrenamtlichen Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern gebildet wird? Echte Parität, sogar der Vorsitz wechselt halbjährlich! Ist Ihnen aufgefallen, dass kaum noch Sozialwahlen durchgeführt werden beziehungsweise nur noch in Form von Friedenswahlen? Hier böten sich gerade für die ebenfalls genossenschaftlich organisierte taz viele Themen für viele sonntazzen. Wer, wenn nicht die taz, sollte sich um solche Themen kümmern? FRANK PIRMAN, Moers
Der letzte der Schmiernippel
betr.: „Trump drängelt“, taz vom 26. 5. 17
Seine Haare waren einfach einen Tick zu lang
Und die Hosen einen Tick zu eng
Und das Bier einen Tick zu schal
Halt einen Tick zu alt, der ganze Typ
Hatte so einen Totenschädel auf seiner Gürtelschnalle
Hatte dauernd was vom Weltuntergang gefaselt
mit seinen Uralt-Jeans, so mit gedoppelten Nähten
Lebte irgendwie noch in der Nachkriegszeit
Er sagte, dass er mal’ne Harley gehabt hat
und’nen Triumph Bonneville
Freunde hatte er angeblich so viele gehabt
wie er Zündkerzen runtergefahren hat in seinem Leben
Und das sollte auch so bleiben, sagt er
Aber er war irgendwie der Letzte von seiner Schmiernippel-Gang
Seine alten Kumpel sind irgendwie weggegangen
Verheiratet, drei Kinder, Häuschen
Die haben halt ihre Seele verkauft, sagte er
Und manche von denen fahren keine Harley mehr,
Sondern irgend so ein kleines Cabrio
Und sie treffen sich manchmal im Tennisclub
Und ihr Leben heißt
– Sonntags saufen
– Montags malochen
Haben halt ihre ‚Blue Suede Shoes‘ an den Nagel gehängt
Gestern hat er seine alte Harley noch mal rausgeholt
Wollte wohl noch mal’ne letzte Runde drehen
CLAUDIA GROSSKLAUS, Hattingen
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