LeserInnenbriefe:
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Brutale Vergewaltigung
betr.: „Ein Land ist empört: Schnösel schänden Schülerin“,taz vom 25. 2. 16
Geht’s noch?! „Schnösel schänden Schülerin“ … „Das skandalöses Treiben von Elitezöglingen …“ DAS, wovon Sie berichten, ist brutalste Vergewaltigung, Folter, Seelenmord! Unabhängig davon, wie die Zivilgesellschaft und Politik im Tschad auf diese Brutalitäten reagieren, Ihr inhaltlicher und sprachlicher Umgang damit, DAS ist mehr als ein Skandal! Ersparen Sie uns Leser*innen derartig Sexismus-getränkte, unreflektierte Verbal-Entgleisungen Ihrerseits! KATHY CZAJA, Düsseldorf
Pestizid im Trinkwasser
betr.: Mangelnde Transparenz lässt Gerüchteküche brodeln“,taz vom 24. 2. 16
Bezeichnend ist, dass vom brasilianischen Gesundheitsministerium den Hinweisen auf die Gefahren des Ausbringens von Pestiziden, die für Missbildungen von Säuglingen verantwortlich sein könnten, nicht nachgegangen wird. Daran dürften vor allem die Pestizidhersteller interessiert sein. Jedenfalls ist wohl kaum vorstellbar, dass die Beimischung eines Pestizids ins Trinkwasser gegen die Bekämpfung der Mückenlarven geeignet ist. Gesund ist es für Menschen ganz sicher nicht!
HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel
Etwas komplizierter
betr.: „Schwabenhass: Worum es bei Späzla-Klischees geht“,taz vom 24. 2. 16
„Wir haben dann noch ein bissle geschwätzt“ – klingt wie das Gegenstück zur Antwort einer jungen Dame aus dem Ostalbkreis, der nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in Norddeutschland vorgeworfen wurde, sie täte so komisch schwätzen: „Ich habe mir das Hochdeutsche so oagewehnt.“ Das mit dem „Schwätzen“ ist etwas komplizierter, als Peter Unfried meint.
Wenn Schwabe oder Schwäbin später kommt, kann er/sie sehr wohl sagen: „Mir hen(d) no a weng gschwätzd“, und damit eine wertfreie Aussage machen, die (falls nicht andere Verdachtsmomente vorliegen) auch akzeptiert wird. A Schwätzle koa mr halda, a Gschätz isch nervig, a Schwätzer hod verschissa, ond wem gsagd wird: „schwätz net!“, dem wird entweder ned glaubt oder er sodd besser an sei Ärbad ganga (Arbeit und Herbst sind meines Wissens die einzigen Wörter, die der Schwabe ganz ohne Vokale spricht). Wenn andererseits von jemandem gesagt wird: „Der schwätzd ned, der schbrichd“, dann ist das auch kein Kompliment, oder schwäbisch Komblemend – genauso wie die Bedeutungen von „schwätzen“ auch recht komplementär sind.
ERWIN SCHELLENBERGER, Bönnigheim
Zwei wichtige Aspekte
betr.: „Schwabenhass“, taz vom 24. 2. 16
Peter Unfried hat mit seinem emotional ansprechenden und intellektuell inspirierenden Beitrag zwei wichtige Aspekte beleuchtet: In den deutschen Provinzen leben diverse über Dialekte, Lebensstile oder symbolische Handlungen erkennbare und sich selber auch mehr oder weniger soziokulturell aufeinander beziehende Lokalbevölkerungen oder „Regionalidentitäten“, die manchem Metropolenbewohner unbekannt sind, in pauschale Schubladen gepackt oder im Angesicht ihrer unzeitgemäßen historischen Traditionspflege belächelt werden. Menschen aus dem Bayerischen Wald, aus dem Saarland, dem Westerwald, Sauerland, Ostfriesland, Eichsfeld oder eben auch aus Sachsen müssen damit leben, dass ihnen seitens der universitär ausgebildeten, im Nimbus immerwährender Jugendlichkeit und intellektueller Weitsicht lebenden städtischen Mittelschichten herablassende Gleichgültigkeit entgegenweht. Peter Unfried hat darüber hinaus unter Verweis etwa auf Freiburg und Tübingen die Frage gestellt, wo eigentlich die Pfade in die Zukunft hinein gelegt und die Antworten auf wichtige Fragen der Menschheit formuliert werden. Das möchte ich zuspitzen: Prägen Orte wie Sindelfingen, Wolfsburg oder Ludwigshafen, wo mit Autos, Chemie und Pharmazeutika Reichtum geschaffen wird, das Bild Deutschlands in der Welt und im Bundeshaushalt von Herrn Schäuble? Oder sind es die Ideen und Meinungen, die in Metropolen entwickelt werden, in denen der Anteil junger, nicht durch materielle Besitzwünsche gebundener Menschen steigend und der Umfang staatlicher Transferleistungen in Form von Länderfinanzausgleich, Bafög und Sozialleistungen überdurchschnittlich hoch ist?
NORBERT ENGELHARDT,Göttingen
Es wird Zeit
betr.: „Unaufgeregt beiläufig“, taz vom 24. 2. 16
Zum „leider nur beiläufig erklärten“ Coming-out des ersten offen schwulen DAX-Vorstands: Nun wird es aber wirklich Zeit für das offene Outing auch der heterosexuellen, bisexuellen und intersexuellen DAX-Vorstände. Falls nicht vorhanden, sollte man auch hier über eine Quotenregelung nachdenken.
SEBASTIAN UFER, Berlin
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