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LeserInnenbriefe

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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Ursachen verschwiegen

betr.: „Die UNO ist eine jämmerliche Weltmacht“,taz vom 26. 9. 15

Bernhard Pötter sei gedankt für dieses Interview mit dem Schweizer Mitglied im Beratenden Ausschuss des UN-Menschenrechtsrates. Über die hehren Ziele der Vereinten Nationen ist man sich einig: Armut und Hunger sollen bis 2030 aus der Welt verschwunden sein. Warum aber gegenwärtig alle fünf Sekunden ein Kind an Hunger sterben muss, hat klare, systematische Ursachen, über die beharrlich geschwiegen wird. Jean Ziegler spricht diese an. Das ist wohltuend; seine Hoffnung auf die „menschliche Widerstandskraft“ kann ich leider nicht teilen.

Wenn fünf Jahre nach dem Wasseraufstand in Bolivien das jahrhundertelang als lethargisch geltende Volk 2000 den ersten indianischen Präsidenten Evo Morales wählte, dieser dann 221 Minen, Öl- und Gasfirmen verstaatlichte und die Bolivianer dadurch jetzt wie Menschen leben, muss man sich doch sofort fragen, weshalb und von wem 2015 die Griechen zur Privatisierung ihres Tafelsilbers gezwungen werden konnten. Auch, ja an vorderster Stelle von Deutschlands „Befehlsempfängern der Konzerne“, die im Beliebtheitsranking der Deutschen – ach Gott! – permanent die obersten Plätze belegen. Proteste und Engagement der Zivilgesellschaft perlen hier doch ab wie kaltes Wasser auf meterdicker Fettschicht. Vom Schuldenschnitt für die ärmsten Länder, vom Stopp für Börsenspekulationen auf Grundnahrungsmittel, für Landraub, für die aberwitzige Ausbeutung aller irdischen Ressourcen ist keine Rede, geschweige denn von der „Umverteilung“ des Reichtums nach unten. Gewissen geht mit dem Bewusstsein einher, dass westlicher Wohlstand auf dem Elend von Milliarden Erdenbürgern und auf einem nie da gewesenen Raubbau beruht. JUTTA KRAUSS, Eisenach

Aufgezwungene Kredite

betr.: „Euro-Finanzminister beraten über Kredite“,taz vom 5. 10. 15

Liebe taz, mit Erschrecken muss ich feststellen, dass auch ihr euch, ohne nachzudenken, in die neoliberale Rhetorik der restlichen bundesdeutschen Presse einreiht und eine dpa-Meldung eins zu eins übernehmt. Die Worte „Hilfsprogramm und Rettungsprogramm“ entsprechen in keiner Form der Realität. Griechenland werden Kredite aufgezwungen, damit vornehmlich deutsche und französische Banken ihre Gelder zurückbekommen. Auf keinen Fall wird da etwas für das griechische Volk getan. Zinsen von 12 Prozent und mehr werden für diese neuen Kredite „ausgehandelt“. Warum heißt das im Jargon der Austeritätspolitik à la Schäuble dann Hilfs- oder Rettungsprogramm? MICHAEL SCHAEFER, Feldberg

Mehr Güter auf die Bahn

betr.: „Schlaflos am Bahndamm“, taz vom 6. 10. 15

Völlig zu Recht wird gefordert, mehr Güter auf die Bahn zu verlagern. Aber wehe, irgendwo soll mal eine Bahn (wieder) ausgebaut werden. Selbstverständlich gibt es auch Gegeninitiativen zur „Nordroute“ mit genau entsprechenden Argumentationen. Das einmal gegenüberzustellen wäre interessant geworden. Eine Stellungnahme der Bahn oder auch von Fahrgastvertretern hätte ebenfalls ein differenzierteres Bild ergeben. Wenn derzeit der Knoten Hannover gestört ist, müssen elektrische Ost-West-Züge über Maschen oder Kassel umgeleitet werden. Wäre nicht eine nahe gelegene südliche Umfahrungsmöglichkeit sinnvoll? Übrigens: Ferngüterzüge fahren bevorzugt elektrisch, und diese Linie war nie elektrifiziert. Spätestens beim Strippenziehen ist ein Planfeststellungsverfahren nach aktuellen Schutzvorschriften erforderlich. MARTIN MÜTZEL, Göttingen

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