LeserInnenbriefe:
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Dem Sterben Einhalt gebieten
betr.: „Und wieder sterben Hunderte“, taz vom 7. 8. 15
Wie ist das zu vereinbaren, dass eine Institution, die den Friedensnobelpreis erhalten hat, nichts unternimmt, um dem Sterben auf dem Mittelmeer Einhalt zu gebieten?
Anstatt aufgrund der zahlreichen Kriege eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik aufzubauen, werden mit immer mehr Geldern immer mehr Hindernisse zur Abwehr errichtet. Anstatt den Flüchtenden zu helfen, sollen Schlepper und Schleuser bekämpft werden, die für die an den Küsten Nordafrikas Gestrandeten aber die einzige Möglichkeit bieten, überhaupt über das Meer zu kommen. In ihren Abwehrbemühungen schreckt die EU auch nicht davor zurück, autoritäre, diktatorische Regime wie Eritrea, Sudan, Südsudan und Ägypten in das europäische Grenzmanagement einzubinden. Damit wird Menschenrechtsverletzungen in Transit- und Herkunftsländern Vorschub geleistet.
Die immensen Kosten für die Abwehrmaßnahmen könnten für eine menschenwürdige Versorgung der Flüchtenden besser genutzt werden. Stimmungsmache und Stigmatisierung einiger, vor allem deutscher Politiker, die vor „Sozialschmarotzern“ warnen und gleich Abschiebelager errichten wollen, sollte endlich ein Riegel vorgeschoben werden, damit rechte Gruppen nicht länger dazu ermutigt werden, gegen Flüchtlingsheime vorzugehen. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel
Wirtschaft für der Menschen Wohl
betr.: „Geld ist nur Geld“, taz vom 31. 7. 15
Werte Frau Herrmann, es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen – und mit Ihnen der taz – für die niveauvollen Beiträge auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik zu danken. Griechenlands Odyssee zwischen den Klippen von Markt und Geldkapital ist ja oftmals selbst mit wissenschaftlichen Voraussetzungen nur schwer zu begreifen. Ich danke besonders für Beiträge, in denen die internationale Solidarität mit Griechenland gefordert ist.
Wirtschaft wird nicht um ihrer selbst willen gemacht, sondern um der Menschen Wohl; so verstehe ich ihre Beiträge. Aus dieser Sicht verweisen Sie auf die gegenwärtig 322 Milliarden Euro Staatsschulden, was 180 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung Griechenlands entspricht. Die sind nicht aus dem Himmel gefallen, sondern eine Folge jahrelanger, wissentlicher Wirtschaftsbeziehungen Griechenlands auch mit Deutschland. So auch der Hinweis auf den „Primärüberschuss“ im Staatshaushalt, der in Deutschland 0,88 Prozent beträgt, während von Griechenland 3,0 Prozent erwartet werden. Ihre Beiträge haben viel dazu getan, gegen den Nationalismus anzugehen, der aus Deutschland via Athen auf den Weg gebracht wurde. Das Bild vom faulen, kaffeetrinkenden Griechen im Unterschied zum fleißig-sparsamen Deutschen ist nur die Oberfläche. WILFRIED MAIER, Berlin
Auf Kosten der Kurden
betr.: „Die Gewalt erreicht Istanbul“, taz vom 11. 8. 15
Etwas verwirrt ist man schon. Noch vor wenigen Wochen wurden im Fernsehen die Kurden als heldenhaft kämpfende letzte Bastion zu Lande, im Konflikt mit dem IS, gelobt. Nun hören wir täglich, dass diese vom Nato-Verbündeten Türkei bombardiert werden. Passt nicht ganz zusammen. Wie sollen sie dann noch wirkungsvoll gegen den IS kämpfen? Erlauben die USA der Türkei, in ihren Grenzregionen Fakten zu schaffen auf Kosten der Kurden? Im Gegenzug dürfen US-Kampfflugzeuge von türkischem Boden aus starten? WERNER ARNING, Mörfelden-Walldorf
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