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■ Lesben und Schwule in der britischen Armee?Make war, not love!

Lawrence von Arabien, der legendäre Gesandte der britischen Kolonialmacht im Orient, wäre heute nicht mal als Schütze in der Armee willkommen, bedauerte Richter Simon Brown. Lawrence war nämlich schwul, und Homosexuelle haben in der britischen Armee nichts zu suchen. Daran können auch Richter Brown und seine beiden Kollegen vom High Court nichts ändern. Das Verbot, so Richter Brown begütigend, werde sicher bald ganz von selbst fallen.

Solange wollen Jeannette Smith, Graeme Grady, John Beckett und Duncan Lustig-Prean, die mit ihrer Klage vor dem High Court unterlegen waren, aber nicht warten. Allen vieren war wegen ihrer Homosexualität gekündigt worden. Notfalls wollen sie bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ziehen. Sollte man am Ende vom Europäischen Gerichtshof zu einer Kursänderung gezwungen werden, kämen astronomische Schadensersatzforderungen auf das Verteidigungsministerium zu.

Aber Geld spielt keine Rolle, wenn es um die Moral der Truppe geht. Die Tory-Hinterbänkler, weltberühmt für ihre moralische Integrität, begrüßten das Urteil erleichtert. Julian Brazier vom Verteidigungsausschuß meinte: „Die Mehrheit des Armeepersonals möchte das Heim nicht mit praktizierenden Homosexuellen teilen.“ Da teilt er lieber das Unterhaus mit Lügnern, Betrügern und Schmiergeldempfängern.

Aber wie die Homosexuellen es treiben, möchte man doch bitte genau wissen. Diese Erfahrung machte jedenfalls der 22jährige Soldat Michael Samson, nachdem er von einem Militärpolizisten, den man als Spitzel auf ihn angesetzt hatte, geoutet worden war. Samson mußte seinen Vorgesetzten dreimal detailliert beschreiben, wie Oralverkehr funktioniert. Wenn er ins Stocken geriet, halfen sie ihm mit Zitaten aus seinem Tagebuch auf die Sprünge, das sie konfisziert hatten. In Samsons Entlassungspapieren steht, daß er „aus Gründen außerhalb seiner Kontrolle nicht in der Lage war, die Anforderungen zu erfüllen“. Ein unkontrollierter Triebmensch eben.

So sehen es auch die Militärbehörden. Sie stufen Schwule und Lesben als „Störfaktoren“ ein, die „junge Rekruten und Rekrutinnen korrumpieren und die Leistungsfähigkeit und Moral der kämpfenden Truppe beeinträchtigen“ könnten. Ein schwuler Soldat, so glaubt der Generalstab vermutlich, verliere jede Kontrolle über sich, wenn Schütze Arsch im Schlamm vor ihm herrobbt. Ralf Sotscheck

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