■ Das Portrait
: Lernfähiger Soldat / Hartmut Bagger

Neuer Generalinspekteur: Hartmut Bagger Foto: Marc Darchinger

Dem neuen Generalinspekteur der Bundeswehr eilt ein merkwürdiger Ruf voraus. Manfred Opel, Wehrexperte der SPD, etwa urteilt über den gelernten Panzergrenadier: „Wenn Bagger einen Handel für Gebrauchtwagen hätte, stünde am Eingang eine Warteschlange.“ Baggers Vorgesetzter, Verteidigungsminister Volker Rühe, stünde in der Schlange aber nicht. Die wichtigste Eigenschaft, die den 57jährigen auszeichnet, ist nach Rühe: „Der ist lernfähig.“

Als erste Lektion hat Rühe dem obersten Soldaten, der gestern die Amtsnachfolge von Klaus Dieter Naumann antrat, beigebogen: sich „aus dem politischen Geschäft heraushalten“, sich aufs „Handwerkliche“ konzentrieren. Der ranghöchste militärische Berater der Bundesregierung möge sich darauf beschränken, mitzuteilen, „wie viele Panzer und Soldaten“ er brauche. Besser noch, er kümmere sich, „ob wir besser linksrum oder rechtsrum marschieren“. Der Verteidigungsminister will dem Neuen nur kurze Leine geben. Vorbei sein sollen die Zeiten, als Naumann herumposaunte, zu den Zielen der Verteidigungspolitik gehöre „die Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt“.

Die Wiederholungsgefahr ist gering. Bagger hält es mit dem Grundsatz: „Die Interessen werden durch die Politik bestimmt, bei der Frage des Machbaren werden wir in Pflicht und Verantwortung genommen.“ Seine Kritiker deuten das Credo mitunter als mangelndes Rückgrat. Und Baggers Loyalität wird auch schon mal als „bis an die Grenze der Selbstverleugnung“ beschrieben. Ganz so stimmt es nicht, denn der neue Generalinspekteur versteht sich auch als „Soldat mit Blick zur Politik“. Das heißt, er wird seine Meinung strikt intern und nicht wie Naumann öffentlich vortragen.

38 Jahre dient der Soldat bereits, zuletzt als Inspekteur des Heeres. Er setzte die Heeresstrukturreform um, mit der die Bundeswehr in Krisenreaktions- und Hauptverteidigungskräfte komplett neu strukturiert wurde. Er ist Verfechter der Wehrpflicht und leistete lange Widerstand gegen die Verkürzung des Grundwehrdienstes auf 10 Monate. Dabei stellte er seine Lernfähigkeit unter Beweis. Der Verteidigungsminister fuhr ihm in die Parade: „Politisch nicht durchzuhalten“ sei, die Jungs „länger als unbedingt nötig“ zu den Fahnen zu rufen – Bagger beugte sich. Wolfgang Gast