Leonie Gubela Der Wochenendkrimi: Von der Puschelkatze bis zum Waterboarding: der James Bond des rauen Nor-gääähns
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Carl Gustav Gilbert Graf Hamilton (Mikael Persbrandt) ist ein Typ Agent, der noch kurz Katzen von Bäumen rettet, bevor er sich zur Arbeit aufmacht. Kuscheliger Auftakt einer sonst eher unbequemen Woche für Hamilton – denn der Mitarbeiter des schwedischen Nachrichtendienstes, vom ZDF beworben als James Bond des „rauen Nordens“, wird schon während der Eröffnungscredits gewaterboardet.
War er letzten Samstag noch im Dienste der Nation unterwegs, ist er nun ganz unfreiwillig auf persönlicher Mission. Islamistische Terroristen haben seine junge Patentochter Natalie (Nadja Christiansson) entführt, die sich seitdem vollverschleiert auf YouTube von der westlichen Welt und ihrer „gottlosen“ Mutter Ewa Tanguy (Frida Hallgren) distanzieren muss. Ebendiese Mutter ist Hamiltons Vorgesetzte bei der Sicherheitspolizei (Säpo) und verantwortlich dafür, dass ein Drahtzieher der Terrorzelle unter ihrem Kommando erschossen wurde. Zuvor war es dem unbewaffneten Mann ganz allein gelungen, fünf Säpo-Mitarbeiter zu überwältigen.
Dass sich gut geschulte Beamte die Pistolen aus der Hand reißen lassen, kommt in „Hamilton“ übrigens häufiger vor. Grund genug für den emotionslosen Hünen im Muskelshirt, sich ein eigenes Team zur Befreiung seiner Patentochter zusammenzustellen und herauszufinden, wer in die Entführung involviert ist.
Fortan plant er die „persönliche Mission“ pendelnd zwischen seinem Landhaus und einem futuristischen Klischee-Agentenbüro, vollverglast und eiskalt beleuchtet, ausgestattet, selbstverständlich, mit dieser Art piepsendem Radartisch, wie es ihn nur in Agententhrillern gibt. Als „Head of the Operation“ stützt er sich auf seine langjährige Arbeitserfahrung, umgewandelt in Weisheiten wie „Jeder hinterlässt irgendeine Spur“, „Jeder ist käuflich“ und „Wir haben keine Wahl“.
Ähnlich platt ist über weite Strecken auch die Handlung dieses Sommerpausen-Thrillers, da Natalie nie wirklich in Gefahr zu sein scheint und die Unterstützer der Terrorzelle schnell identifiziert sind. „Hamilton – in persönlicher Mission“ basiert auf den Coq-Rouge-Romanen des hierzulande vergleichsweise unbekannten schwedischen Autors Jan Guillou. Immerhin hat das ZDF nach Ausstrahlung des ersten Teils in der vergangenen Woche den Sendeplatz auf vor Mitternacht gelegt. Ob das in Anbetracht des niedrigen Spannungsbogens zu höherer Popularität führen kann, ist allerdings fraglich.
„Hamilton – in persönlicher Mission“, Sa., 23.30 Uhr, ZDF
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