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Lennon in der Vitrine

Londons schickste Galerie verkauft Lennon-Kitsch  ■  Aus London Rolf Paasch

„So this is Christmas“, tönt John Lennons unvergleichliche Stimme über das Lautsprechersystem der Ausstellungshalle. Ist es nicht. Es ist der 20.September 1988 und wir befinden uns auch nicht auf irgendeinem sit- oder bed-in, sondern im „Business Design Centre“, Londons zur Zeit schickstem Ausstellungsschuppen.

„Yookooh, lächle doch mal hierher, ja das isses“. Verfolgt von einer hungrigen Fotografenmeute schreitet die Witwe durch die Ausstellung. „Imagine - Sales Office“ zeigt der Wegweiser. Vorbei an alten Fotos und Videoclips aus den „News“ der 60er Jahre, als die Beatles Musik- und Politgeschichte schrieben, vorbei an in Glasvitrinen aufbewahrten Lennon-Reliquien: der Lederjacke aus der „Hamburger Periode“ und dem bunten Frack vom Cover des „Sergeant Pepper„-Albums. Und dann Johns Zeichnungen: Skizzen aus den Tagen an der Liverpooler Art School, eine mit wenigen Strichen entblößte Yoko, ihre Muschi masturbierend; zum ersten Mal in Europa ausgestellt und in limitiertem Druck feilgeboten, das Stück zu 7.500 DM. Rundgang beendet.

Pressekonferenz. Sie haben Johns Zeichnungen mit denen von Picasso und Matisse verglichen. „Ist das Dein Ernst, Yokooh?“ „Ja“, sagt sie unbeirrt. Die Kunstwelt werde die „langsame Brillianz“ der Lennonschen Linien, ihre Inspiration und ihren Witz wohl erst später zu würdigen wissen. Und - die Frage mußte kommen - was ist wahr an der Biographie Albert Goldmans, der Lennon in über 700 Seiten als unsympathischen, tyrannischen, drogenabhängigen, magersüchtigen, zeitweilig homosexuellen Hermiten zeichnet? „Stimmt nichts dran“, sagt Yoko, (Schade. Solch eine verleumderische Biographie hat John Lennon bestimmt nicht verdient. Eine überflüssige Verkaufsausstellung allerdings auch nicht.

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