: Leise Töne statt unsichtbarem Gas
Der amerikanische Klang-Künstlers Max Neuhaus bespielt ab September die Synagoge Stommeln in Pulheim
Die Stadt Pulheim setzt in der Kunst wieder auf Unverfänglichkeit. Mit einer Klanginstallation des amerikanischen Künstlers Max Neuhaus wird das Kunstprojekt mit international renommierten Künstlern in der Synagoge Stommeln fortgesetzt. Unter dem Titel „Time Piece Stommeln“ will der 1939 geborene Künstler dem ehemaligen Gebetshaus ab September eine „Stimme“ verleihen. „Als 17. Werk in der Reihe des ambitionierten, der Mahnung und Erinnerung gewidmeten Kunstprojektes wird Neuhaus‘ Klanginstallation die erste Arbeit sein, die dauerhaft vor Ort erlebbar bleibt“, sagt Angelika Schallenberg, die Kulturamts-Leiterin in Pulheim.
Spektakuläre Aufmerksamkeit bekam das Kunstprojekt Synagoge Stommeln im vergangenen Jahr mit der Arbeit von Santiago Sierra. Der für seine provokanten Aktionen bekannte spanische Künstler hatte mit der umstrittenen Einleitung von Auto-Abgasen in das frühere jüdische Gotteshaus Kritik und Proteste ausgelöst – mit der Folge, dass die Kunst-Aktion unmittelbar nach ihrer Eröffnung abgebrochen wurde. Obwohl die Stadt an der Installation festhalten wollte, beugte sich Sierra sofort dem öffentlichen Druck.
Neuhaus wird diese Aufmerksamkeit nicht erreichen. Er gilt in der Kunstwelt als Pionier, wenn nicht als Erfinder der Klangkunst. Der Percussionist, der nach seinem Schlagzeug-Studium mit Avantgardisten der zeitgenössischen Musik wie Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen auftrat, schuf gegen Ende der 1960er die ersten elektro-akustischen Installationen überhaupt. Indem Neuhaus nicht den Bau und seinen Innenraum, sondern die Straße vor der Synagoge für seine akustische Arbeit nutze, vergegenwärtige er das Gebäude und seine Geschichte. Die in einem Hinterhof verborgene Landessynagoge der ehemaligen jüdischen Gemeinde solle dadurch zum „sichtbaren“ Teil des Ortes werden. Der derzeit in Süditalien lebende US-Amerikaner, der 1992 auf der Documenta in Kassel und 1999 auf der Biennale in Venedig vertreten war, sei ein „Meister der leisen Töne“, der auch mit Stille den den jeweiligen Ort bewusst mache, sagt Schallenberg. Charakteristisch für seine Arbeiten seien allmählich anschwellende, alltäglich anmutende Klangsignale, die von einer plötzlichen Lautlosigkeit unterbrochen werden. PEL