integrationskonzepte : Leider nur gut gemeint
Wer in dieser Stadt lange mit dem Thema Zuwanderung befasst ist, dem passiert, wenn er das Wort „Integrationskonzept“ hört, Folgendes: Die Augen fallen langsam zu. Der Mund öffnet sich dagegen leicht, der Kopf neigt sich zur Seite oder auf die Brust. Und wenn dann noch die Forderung „Mehr Migranten in den öffentlichen Dienst“ folgt, kommt noch ein kurzer Schnarcher und man ist ganz im seligen Reich der süßen Träume verschwunden. Das hört sich gemein an, ist aber leider wahr – und unverständlich ist es nicht. Denn Berlin ist zwar führend in der Erarbeitung hervorragender Integrationskonzepte. In der Umsetzung ist die Stadt allerdings zum Einschlafen schlecht.
KOMMENTAR VON ALKE WIERTH
Wie sonst soll man es sich erklären, dass man so verschämt die Information bekommt, dass man keine Information bekommt, wenn man bei Senat oder Bezirksämtern nach der Zahl der Beschäftigten mit Migrationshintergrund fragt.
Es war in den 80er-Jahren, als in Berlin die Hürden für Migranten gesenkt wurden, die in den Polizeidienst wollten. 20 Jahre später haben es nur 150 wirklich geschafft. Auch die selbst gesetzte Quote von zehn Prozent Migrantenanteil unter 300 Azubis in diesem Jahr hat die Polizei nicht erreicht. Und Menschen mit Migrationshintergrund in Führungspositionen des öffentlichen Dienstes sucht man selbst mit der Lupe vergeblich: Schulleiter türkischer Herkunft? Fehlanzeige.
Dass nun mit einem weiteren Konzept neuer Schwung in die Angelegenheit gebracht werden soll, ist ja nicht falsch. Denn immerhin gerät das Thema so nicht völlig in Vergessenheit. Und wahrscheinlich ist ein dickes, schweres Konzept in der trägen Maschinerie der Verwaltung genau die richtige Methode, um langsam, aber stetig Problembewusstsein zu schaffen. Die Bilanz bisheriger Bemühungen ist nichtsdestotrotz beschämend, und es wäre den Migranten zu wünschen, dass es ein wenig schneller ginge. Denn noch eine weitere Generation von Zuwanderern zu verschlafen, ist keine gute Idee.