■ Kommentar: Leider dumm
Die rund 300 Studenten, die gestern die Einweihung der Bau-Skulptur störten, haben sich damit keine Lorbeeren verdient. Sie haben gezeigt, daß sie - einmal in Stimmung gekommen - intellektuell nicht in der Lage sind, Informationen und Argumente aufzunehmen. Einen 71jährigen Mann mit blauer Farbe zu beschmieren und auszubuhen, nur weil er in einem Land, in dem es nunmal Bauunternehmer gibt, ein Bauunternehmern ist, ist schäbig.
Die Protestler hatten nicht mal ihre Hausaufgaben gemacht: Außer einem leerstehenden Bürokomplex konnten sie dem neuen Uni-Sponsor nichts vorhalten. Sicher ist es ein Zeichen ungerechter Verteilung gesellschaftlichen Reichtums, wenn jemand 70 Millionen Mark spenden können. Aber es ist auch viel besser, sie spenden es, als sie behalten es für sich. Wäre es denn irgendwie „fortschrittlicher“, wenn die Raumnot - die dieser Tage am Fachbereich Kunstgeschichte zur Schließung geführt hätte - unverändert fortbestünde? Vom Staat finanzierte Neubauten sind für die zu 174 Prozent ausgelastete Uni nunmal nicht in Sicht.
Doppelt unsinnig und ungerecht die Behandlung von Uni-Präsident Lüthje. Er, der wie kein anderer an der Uni gegen die Sparmaßnahmen kämpft, sich bei SPD-Genossen unbeliebt macht und keine Gelegenheit ausläßt, seine Haltung öffentlich kundzutun, wurde stellvertretend für Wissenschaftssenator Hajen und Bürgermeister Voscherau ausgebuht. Die hatten sich lieber im Rathaus im Blitzlichtgewitter gesonnt und - fernab von den Studierenden - die Geschenke des reichen Onkels verteilt.
Kaija Kutter
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