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■ LeichtathletikNur Gebresilasie läuft keinem hinterher

Berlin (taz) – Zwar führt die Hatz nach den Jackpots kommenden Samstag noch nach Monte Carlo, und dort mag die Luft wärmer sein. Das ändert nichts daran, daß sie raus ist. Bitter kalt war es Freitag abend beim ISTAF im Olympia-Stadion gewesen, so kalt, daß nur wenige, wie die 200m-Siegerin Gwen Torrence (21,98sec) und 400m-Sieger Michael Johnson (44,65sec) noch einmal jene Leistungen ablieferten, für die sie Veranstalter Rudi Thiel prima bezahlt hat. Die beiden sind es nun auch, die mit Speerwerferin Shikolenko und 5000m-Läuferin O'Sullivan die als Belohnung für vier Grand-Prix- Siege ausgesetzten 20 Kilo Gold in angenehme 80.000-Mark-Häppchen aufteilen dürfen. Nur die ganz Guten trotzten der Temperatur und selbst die nicht immer ganz. Moses Kiptanui (23), der 3.000m- Hindernis-Weltrekordler, konnte beim Höhepunkt der Langstreckensaison, dem ersten 5.000m-Duell mit dem Äthiopier Haile Gebresilasie (22) nur viereinhalb Kilometer mithalten. Was für ein Rennen! Ein mit 80.000 Dollar entlohnter Überläufer gegen den zweiten.

Goldene Zeiten: Gwen Torrence Foto: AP

„Jeder will wissen“, sagte Kiptanui später sehr ernst, „wer gewinnt. Und keiner weiß es!“ Er allerdings schon. Der Chef eines kenianischen Firmenimperiums ist viel zu klug, um sich unnötig zu verschleißen. „Die 5.000m“, sagt er, „sind Gebresilasies Strecke. Ich sagte ihm: Geh du!“ Was sich der nicht zweimal sagen ließ. 12.53,20min sind nach dem Weltrekord von Zürich die zweitbeste je gelaufene Zeit. Selbst Kiptanui (13.00,90min) bekam da „Atemprobleme“. Und Gebresilasie? Lachte wie stets und fand das Rennen „normal“. Dieter Baumann (30), 4. (13.03,62min), muß hoffen, daß der es in Atlanta wieder bei den 10.000m beläßt. Nur Gebresilasie, das ist nun bewiesen, läuft tatsächlich keinem hinterher.pu

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