piwik no script img

Lehrergehalt in BerlinLohnerhöhung wider Willen

Der Senat will Junglehrer besser bezahlen, doch der Hauptpersonalrat legt Widerspruch ein. Er will noch mehr Geld - und davon sollen alle Lehrer profitieren.

Wer will noch mehr Geld? Biite melden! Bild: AP

Der Senat will den Junglehrern notfalls auch gegen den Willen des Personalrats mehr Geld zahlen. "Wir stehen dazu: Es wird diese Erhöhung geben", erklärt ein Sprecher von Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD). Der Hauptpersonalrat hatte in der vergangenen Woche die Senatspläne zurückgewiesen und gefordert, dass auch die älteren Lehrer mehr Geld erhalten.

Im Januar hatten rund 100 Lehrer in einem Brief dagegen protestiert, dass sie in Berlin unterdurchschnittlich verdienen. Sie hatten beim Senat Freigabeanträge eingereicht, um sich in anderen Bundesländern bewerben zu können - es herrscht gerade Lehrermangel. Baden-Württemberg zahlt besser und hatte auf Großflächenplakaten in Berlin Lehrer zum Wechsel ins Ländle aufgefordert. Außerdem machen andere Bundesländer Lehrer noch zu Beamten, während sie in Berlin lediglich Angestellte werden.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sprach davon, dass die Lehrer ein "Erpressungspotenzial" haben - und gab nach. Mitte Februar beschloss der Senat eine neue Eingruppierung - für einen 33 Jahre alten verheirateten Lehrer im Westen mit einem Kind bedeutete das einen Gehaltssprung von rund 2.600 Euro auf 3.850 Euro brutto monatlich.

Die Bildungsgewerkschaft GEW hatte das früh als "Einkommenserhöhung nach Gutsherrenart" kritisiert und stattdessen eine "tarifvertragliche Lösung im Interesse aller angestellten Kolleginnen und Kollegen" gefordert. Auch der Hauptpersonalrat lehnt den Senatsvorschlag ab. Er will stattdessen, dass die Junglehrer nicht rund 1.200 Euro zusätzlich bekommen, sondern nur 550 Euro. Nach einem halben Jahr soll es noch einmal 300 Euro geben und erst nach zwei Jahren die volle Zulage. Im Gegenzug sollen die anderen rund 5.000 Lehrer mehr bekommen - und zwar einen Zuschlag von bis zu 600 Euro brutto. Das soll verhindern, dass auch diese Lehrer abwandern.

Zöllners Sprecher Jens Stiller findet "den Vorschlag des Hauptpersonalrats in Form und Sache ungewöhnlich". Berlin müsse "gerade für junge Lehrer attraktiv sein", weil reichere Bundesländer Berufsanfänger abgeworben haben. Berlin habe mit dem Versprechen Erfolg gehabt - das Land habe viele junge Menschen mit guten Studienabschlüssen für sich gewinnen können. Stiller: "Einen Rückfall in eine schlechtere Bezahlung kann niemand ernsthaft wollen." Und dann schickt Stiller den Hauptpersonalrat auch noch zum Nachsitzen - er verteile laut seinem Plan nämlich mehr Geld, als da ist: "Insgesamt würde der Vorschlag durch den 20-prozentigen Aufschlag auf die Gehälter der Älteren um einiges teurer werden." Der Senat will für die bessere Bezahlung der Junglehrer sowie für eine Ausweitung der Lehramtsstudienplätze 30 Millionen Euro pro Jahr zahlen.

Das Personalvertretungsgesetz sieht jetzt ein Einigungsgespräch von Senat und Hauptpersonalrat vor. Wenn das scheitert, kann der Senat einseitig die Lohnerhöhung durchsetzen, die zum 1. August in Kraft treten sollte. Die Bildungsverwaltung macht bereits Druck: "Der Zeitplan bis zur Zahlung der Zulagen ist eng, aber machbar", so Zöllners Sprecher. Der Hauptpersonalrat "gefährdet eine pünktliche Zahlung der Zulagen".

ZÖLLNERS SPRECHER JENS STILLER

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!