: Lehrer werden entlastet
ARBEITSZEITMODELL Die Schulbehörde stellt ein Paket für Lehrerentlastung vor. Die Gewerkschaft GEW lobt die Pläne, pocht aber weiterhin auf Altersteilzeit
Jeder Vollzeit-Lehrer arbeitet 46,57 Stunden pro Woche.
■ Die Arbeit wird in Unterricht-Aufgaben (U), Funktionsaufgaben (F) wie Schulleitung und Allgemeine Aufgaben (A) wie Konferenzen und Fortbildung unterteilt.
■ Faktoren: der Aufwand je Unterrichtstunde wird je nach Fach und Jahrgangsstufe unterschiedlich gewertet. Eine Sportstunde hat mit 1,25 den niedrigsten Faktor und zählt wie 75 Minuten Arbeit.
■ Erhöht werden jetzt die Durchschnittsfaktoren pro Jahrgang, es bleibt bei den fächerspezifischen Unterschieden.
Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) hat am Dienstag ein ganzes Paket von Entlastungen für Lehrer vorgestellt. Sie reagiert damit auf das Arbeitszeitmodell von 2003, das seinerzeit zu einer Mehrbelastung vieler Lehrer geführt hatte. Sie halte dieses Modell für „grundsätzlich richtig“, sagte Goetsch. Es dürfe aber kein reines Sparmodell sein.
Ihre Behörde schafft nun 191 dauerhafte Lehrerstellen durch „Rückstellungen für den Doppelhaushalt 2009 / 2010“. Hinzu kommen außerdem etwa 130 zeitlich befristete Stellen. Für die rund 16.000 Lehrer in Hamburg ist das die erste Entlastung seit Jahren.
Das bestehende Arbeitszeitmodell geht – die Ferienzeit mitgerechnet – von einer Wochenarbeitszeit (WAZ) von 46,57 Stunden aus. Die einzelnen Stunden sind mit Faktoren versehen, die je nach Fach und Schüleralter variieren (siehe Kasten). Außerdem muss jeder Lehrer 38 Stunden im Jahr vertreten.
Goetsch will zunächst Lehrkräfte ab 60 Jahren entlasten. Sie müssten demnach nur noch 44,57 WAZ-Stunden leisten, was, „mindestens eine Unterrichtstunde weniger“ bedeute, so die Senatorin. Auch Berufseinsteiger sollen entlastet werden. Sie müssen in den ersten beiden Jahren nicht vertreten und sollen diese 38 Stunden für die Teilnahme an einem Berufseinsteigerprogramm nutzen.
Wenn bei der Primarschule Lehrer sechs Jahre lang unterrichten, gibt es jedoch ein Gerechtigkeitsproblem, weil Grundschulen und Beobachtungsstufe unterschiedliche Faktoren haben. Deshalb sollen bei einigen Klassenstufen die Faktoren angehoben werden. So werden die Klassen 7 bis 10 an den Stadtteilschulen den Gymnasien gleichgestellt.
Zusätzliche Stunden gibt es auch für die „Einstiegsklassen“ der Schulreform. Das sind in den Schuljahren 2010, 2011 und 2012 jeweils die 4. Klassen in der Primarschule und die 7. Klassen, die mit der Stadtteilschule und dem Gymnasium ohne Sitzenbleiben beginnen. Hier sollen die Lehrer in Jahrgangsteams arbeiten. Als weitere Entlastung schlägt die Schulbehörde vor, den Unterricht in 60 oder 90 Minuteneinheiten zu organisieren.
Der GEW-Vorsitzende Klaus Bullan lobte die Senatorin. „In einer Zeit von Sparhaushalten ist die angekündigte Altersentlastung ein bemerkenswerter Erfolg“. Er bemängelte aber, dass die GEW-Forderung nach Altersteilzeit nicht erfüllt wurde. Bullan: „Das Arbeitszeitmodell an sich sorgt für Unzumutbarkeiten und muss abgeschafft werden“. KAIJA KUTTER