: Lehrer doch vorbereitet
Betr.: „Lehrer völlig unvorbereitet“, taz Bremen v. 20.9.
Man reibt sich ungläubig die Augen, wenn man den Artikel über den Gesamtschulkongress liest. Das anfängliche Erstaunen weicht aber sehr schnell handfestem Ärger, wenn man die Fülle an Verdrehungen und Unrichtigkeiten des Artikels zur Kenntnis nehmen muss. Schon die Überschrift vermittelt ein total falsches Bild: Auf was sollen die Lehrer völlig unvorbereitet gewesen sein? Gemeint ist wohl der OECD-Bericht, der drei Tage zuvor veröffentlicht worden war. Weiterhin wird in der Zwischenüberschrift behauptet, dass sie (die Lehrer) nicht nur unvorbereitet, und zwar völlig, sondern auch sehr „überrascht“ gewesen sein sollen.
Wenn der Kollege aus Wilhelmshaven, dem dieses Wort in den Mund gelegt wird, überhaupt „überrascht“ gewesen war, dann nur über den Zeitpunkt der Veröffentlichung der Studie. Mit den beiden Überschriften wird aber suggeriert, dass die GesamtschullehrerInnen mit den Aussagen der OECD-Studie gar nichts anzufangen wussten, sie dazu keine Meinung entwickelt hätten, sie deswegen auch auf dem Kongress nicht zum Thema gemacht worden sei. Das ist natürlich eine naive Kritik, denn in erster Linie wandte sich die Studie an die Bildungssenatoren und Kultusminister, denen der Spiegel in Bezug auf die Weiter-, besser Nichtweiterentwicklung des Schulsystems in Richtung Gesamtschule vorgehalten wird. Unser Standpunkt ist aber seit Jahren in dieser Frage unmissverständlich klar und eindeutig. Die innovative Rolle der Gesamtschule Mitte in der Schullandschaft Bremens ist ebenfalls der taz-Redaktion bekannt.
Da zudem solch ein Kongress mehr als drei Tage Vorbereitungszeit braucht, tauchte das Thema auch aus diesem Grund nicht auf. Zu dem von Ihnen zitierten Pflichtgefühl der Teilnehmer in dem Workshop zum „Abitur nach 12 Jahren“ ist zu bemerken, dass der Eindruck entsteht, als wenn die Teilnehmer fast gezwungenermaßen dort anwesend seien. Wie hätte das wohl funktionieren sollen? Tatsächlich hätten sie lieber an einem anderem Workshop, neue pädagogische Formen betreffend, teilgenommen. Der Kongress hatte sich aber das eigenverantwortliche Lernen zur Diskussion gesetzt.
K. KOKE, Vorstand des Gesamtschulverbandes Bremen