Legebatterien: Luftbelastung durch Massengeflügel
■ Studie für 2,2 Millionen Mark läuft bundesweit erstmalig über zwei Jahre
Oldenburg. Das Land Niedersachsen läßt erstmals in Deutschland die Abluft aus Massengeflügelställen auf mögliche Gesundheitsgefahren für Menschen gründlich untersuchen. Die Forschungsaufträge mit einem Finanzvolumen von 2,2 Millionen Mark sollen noch dieses Jahr vergeben werden, teilte gestern der Referent für Umwelthygiene im Niedersächsischen Sozialministerium, Michael Csicsaky, mit. Aussagekräftige Ergebnisse erwartet das Land in drei Jahren.
An den Ergebnissen sind bundesweit vor allem investitionsbereite Landwirte, besorgte Tourismusgemeinden und die Genehmigungsbehörden interessiert. Nach Ansicht von Fachleuten reichen die bisherigen Erkenntnisse nicht in jedem Fall für eine zweifelsfreie Entscheidung über die Ansiedlung von Geflügelställen in Tourismusgebieten aus. Dem geplanten Forschungsprogramm muß noch das niedersächsische Kabinett zustimmen. Forschungsgebiet ist die küstennahe Zone Weser-Ems.
Das mehrjährige Vorhaben wird nach den Angaben von Csicsaky drei Einzelstudien umfassen. In der ersten sollen 3.000 bis 6.000 Schulanfänger bei den Schuleingangsuntersuchungen gezielt nach Atemwegsproblemen befragt und darauf untersucht werden. Die bisherigen Routineuntersuchungen ergaben nach Darstellung des Ministeriums kein zuverlässiges Bild. Daher würden auch geschulte Interviewer erstmals für die Befragungen eingesetzt. Ebenfalls zum ersten Mal sollen Kinder aus Gebieten mit hoher Tierdichte mit ihren Alterskollegen aus Regionen mit geringen Tierzahlen verglichen werden.
In einem zweiten Schritt werden nach den Plänen mehrere tausend Erwachsene in der Umgebung von Massengeflügelhaltungen medizinisch untersucht. Dabei geht es vor allem um die Frage, welches Entzündungsrisiko sich für Menschen mit der Abluft aus den Ställen ergibt. Enthalten im Abluftstrom sind häufig sogenannte Endotoxine. Sie bergen nach den Feststellungen der Fachleute ein „Entzün-dungspotential“ für Menschen.
Eine dritte Untersuchung soll die Frage klären, wie weit Pilzsporen, Bakterien, Endotoxine und Feinstaub aus Gefieder und Futtermitteln vom Winde verweht werden. Zuverlässige Daten dazu erwarten vor allem Behörden und Gerichte. Sie brauchen sie für die Festlegung von Mindestabständen zwischen Ställen und Wohnsiedlungen oder Tourismuseinrichtungen. dpa
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