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Archiv-Artikel

Lebenssinn selbstbestimmt suchen

betr.: „Das ist totes Denken“ (Die Gleichung Arbeit = Leben geht nicht mehr auf), Interview mit Wolfgang Engler, taz vom 25. 10. 06

Der Mensch hat einen Wert durch seine bloße Existenz, nicht erst aufgrund bezahlter Arbeit. Diese Tatsache kann nur durch entsprechende Bildung vermittelt werden. Die Menschen müssen zumindest in den westlichen Industriegesellschaften unter den heutigen Bedingungen des Endes der Lohnarbeitsgesellschaft lernen, ihren Lebenssinn selbstbestimmter zu suchen.

Selbstverständlich gehört dazu eine Existenzsicherung, wie sie das Grundeinkommen bieten kann. Der Wirtschaft mag das nicht recht sein. Möchte sie doch die Menschen als Humankapital weiter verwertbar halten. Solche Auffassung vertrat jedenfalls der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Prof. Hüther, auf dem Grünen Zukunftskongress Anfang September in Berlin, unter Zustimmung der grünen politischen „Elite“. Hüther verteidigte „Humankapital“ als wissenschaftlichen Begriff, an den man sich gewöhnen müsse. Dabei war dieses Wort 1998 und 2004 zum Unwort des Jahres ernannt worden!

Es wird ein hartes Stück gesellschaftspolitischer Arbeit sein, die Würde und die Selbstbestimmung des Menschen gegen das von der Schule bis zum Arbeitsamt geförderte Minderwertigkeitsgefühl der Erwerbslosen, gegen das Verwertungsinteresse der Arbeitgeber, die aber gleichzeitig Arbeitsplätze vernichten und gegen die Realitätsferne und Unsensibilität der Politik zu entwickeln. Was bleibt uns anderes übrig? ASTRID RUEHLE, Bedheim