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Lebensmittel wegen Agrosprit teuer?Umweltschutz gegen Entwicklungshilfe

Die Minister Gabriel und Wieczorek-Zeul uneins über das weitere Vorgehen in Sachen Biodiesel. Beide streiten, ob Agrosprit Schuld ist an den hohen Nahrungsmittelpreisen.

Legt sich mit Kabinettskollegen Gabriel an: Wieczorek-Zeul, hier im Kreise der G8-Kollegen. Bild: dpa

BERLIN taz Die deutsche Ministerin für Entwicklungshilfe, Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), macht vor allem einen Grund hinter dem Anstieg der Nahrungsmittelpreise aus: Immer mehr Getreide landet nicht in Mägen von Menschen, sondern in Tanks von Motoren. Die SPD-Politikerin forderte deshalb am Wochenende in Washington, die Pflicht zur Beimischung von Agrosprit zu herkömmlichen Kraftstoffen zumindest vorläufig zu stoppen. Der Markt für Agrosprit müsse so reguliert werden, dass die Produktion des Treibstoffs die Lebensmittelpreise nicht weiter hochtreibt.

30 bis 70 Prozent der Preissteigerungen gingen laut Studien auf den Agrosprit-Boom zurück, argumentierte die Ministerin. Wenn immer mehr zahlungskräftige Raffinerien Getreide kaufen, steigt die Nachfrage und damit der Preis - und den müssen genauso die Armen in Entwicklungsländern bezahlen, wenn sie Brot kaufen.

Auch für den Klimaschutz wird Agrosprit nach Meinung der Ministerin kaum etwas bringen. "Es wird dem weltweiten Klima nichts nutzen, wenn in den Industrieländern die Autos mit Agrarkraftstoffen fahren, und zugleich am Äquator die tropischen Regenwäldern abgeholzt werden", sagte sie. Tatsächlich werden etwa in Brasilien für den Sojaanbau Bäume gerodet, die das Treibhausgas Kohlendioxid binden.

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) aber widersprach: Die Agrarkraftstoffe könnten nicht in erster Linie für die Preissteigerungen verantwortlich gemacht werden, erklärte er bei einem Treffen mit seinen EU-Amtskollegen in Slowenien. Wichtiger sei der gewachsene Wohlstand und damit die höhere Nachfrage nach Produkten aus Tieren, für die Futtermittel gebraucht werden. Für den Anbau dieser Pflanzen opfern Bauern zusehends mehr Flächen. Die Europäische Union müsse nun mit Importstandards verhindern, dass für die Herstellung von Futtermitteln weitere Regenwälder gerodet werden.

Die EU will den Anteil von Agrosprit am gesamtem Kraftstoffverbrauch bis 2020 auf 10 Prozent erhöhen. Dabei sollen Mindestanforderungen für den Anbau Gefahren für die Nahrungsmittelversorgung und die Umwelt reduzieren.

JOST MAURIN

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1 Kommentar

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  • BW
    bernhard wagner

    Ursachen sind immer komplex, zumindest in solchen Dingen. Es kommt außerdem immer auf die Alternativen an, die verglichen werden - z.B. wären Agrofuels kein echtes Problem, wenn der allg. Verbrauch von Treibstoffen etc. entsprechend sinken würde, oder - um aus der Vielzahl von Szenarien nur ein ganz anderes auszuwählen - z.B. Marokko die Besetzung der Westsahara* (*im Sinne eines pol. Territoriums) beenden würde und, sagen wir, ein UNO verwaltetes Gebiet würde, auf dem die dann wieder dort zurückgekehrten Sahrauris (soweit sie im Exil leben) mittels Solarenergie und Meerwasseraufbereitung die Wüste in fruchtbare Felder verwandeln würden - finanziert über UNO Fonds z.B. (deren Geld aus versch. Quellen kommen könnte, inernationale Abgabe auf Handel mit fossilen Energieträgern, Tobinsteuer, etc. etc.) - um nur 2 von vielen Beispielen zu nennen.