: Lebensläufe
Während John F. Kerry gegen Nixons Vietnampolitik auf der Straße mobil macht, wuchs auch die Opposition im Kabinett selbst. Ein hoher Nixon- Berater fragt immer frecher, warum denn die Regierung den sinnlosen Krieg nicht schnell zu einem Ende bringen kann. Der Name des Peaceniks: Donald Rumsfeld. „Ich bin enttäuscht von Don“, sagt Nixon im Gespräch mit seinem Stabschef. Immer häufiger debattieren sie über „das Rumsfeldproblem“. Nixon beschließt: „Wir werfen ihn raus.“ Doch dazu kommt es nicht.
George W. Bush sicherte zu dieser Zeit den Luftraum über Texas. Er war bei der Nationalgarde untergekommen und tat hier seiner Wehrpflicht Genüge, er war eine Art Wochenend- Krieger. Da der Luftraum über Texas ohnehin nicht bedroht war, wurde die Sache mit der Disziplin nicht so eng gesehen. Ab 1972 tauchte er, so heißt es, nur mehr selten bei seinen Einheiten auf.
Derweil begann im fernen Deutschland ein ehrgeiziger junger Mann seine Laufbahn. Dass er es sehr weit bringen würde, zeichnete sich aber noch nicht ab. Nachdem sich Joschka Fischer in der undogmatischen Gruppe „Revolutionärer Kampf“ umgetan hatte, heuerte er bei Opel Rüsselsheim an, um in der Autoschmiede Arbeiter für die Revolution zu agitieren. Viel Erfolg hatte er nicht.
Ein junger Akademiker in Österreich machte sich in diesen Tagen einen Spaß daraus, seine Zukunft vorauszusehen. Er werde sich später wohl mit „freier Vortrags- und Beratungstätigkeit“ durchschlagen, prophezeite Wolfgang Schüssel, damals ein zierlicher Reformkatholik mit hässlichen Brillen und den Haaren über den Ohren. Er war musikbegeistert und vom Zeitgeist beeinflusst: Seine perverse Leidenschaft war es, Jazzmessen zu organisieren.
Ein ehrgeiziger 30-Jähriger machte in den Staaten damals erste große Schritte auf der Karriereleiter. Richard Cheney hatte sich 1969 dem neun Jahre älteren Donald Rumsfeld angedient, als dieser Chef des „Office of Economic Opportunity“ geworden war. Die beiden wurden ein lebenslanges Duo, zunächst mit klarer Rollenverteilung – hier der charismatische Chef, der gerne aneckt, da der unauffällige Cheney, der im Hintergrund darauf achtet, dass die großen Linien nicht aus den Augen verloren werden. Heute ist Cheney Vizepräsident und für viele der „böse Geist“ der Bush-Administration, Don ist der Senior im Kabinett, mit großer Klappe, aber begrenztem Einfluss.
Etwa zeitgleich versenkte sich ein zielstrebiger Teenager, der als kleines Genie galt, in seine Bücher. Condoleezza Rice hatte bereits 1969, also mit 15, auf das College gewechselt und sollte nur vier Jahre später ihren ersten Abschluss machen. Wider alle Wahrscheinlichkeiten in jener Zeit, in der Farbigen die meisten Türen noch verschlossen waren, hatten ihr die Eltern eingetrichtert, dass sie alles erreichen kann. „…, dass es mir verboten sein mag, bei Woolworth einen Hamburger zu kaufen, ich aber Präsident der Vereinigten Staaten werden könne“, sagte sie später.
Ein Mann von ganz unten hatte sich da in seinem Kampf um den gesellschaftlichen Aufstieg schon ganz weit hochgearbeitet. Gerhard Schröder, Sohn einer Kriegerwitwe, Lehrbub, Bauhilfsarbeiter, hatte auf dem zweiten Bildungsweg das Abi nachgeholt, ein Jurastudium begonnen und legte in Göttingen 1971 das erste Staatsexamen ab. Danach ging er als Referendar nach Hannover. Nebenbei hatte er sich in der Politik umgetan und war 1963 der SPD beigetreten. MIS