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Lebed spricht in Grosny über Regierung

■ Russische Truppen setzten Abzug aus Tschetschenien fort. Lebed will im Streit um Schwarzmeerflotte schlichten

Moskau (dpa/rtr/AP) – Der russische Sicherheitsberater Alexander Lebed will heute voraussichtlich an Gesprächen über eine Koalitionsregierung in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny teilnehmen. Dort wird ebenfalls heute die Rebellenführung zu einem Kongreß von Parteien und politischen Bewegungen erwartet, meldete die russische Nachrichtenagentur Interfax. Dabei sollten die jüngsten Friedensvereinbarungen mit Lebed und die Frage von Wahlen für eine Koalitionsregierung erörtert werden.

An den Beratungen wollten Rebellenchef Selimchan Jandarbijew und der Militärchef der Rebellen, Aslan Maschadow, teilnehmen. Lebed und die Rebellenführung hatten sich im Grundsatz auf eine künftige Koalitionsregierung verständigt. Unklar ist, wie die gegenwärtige prorussische tschetschenische Führung unter Doku Sawgajew in diesen Plan einbezogen werden soll.

Unterdessen setzten die russischen Truppen gestern ihren Rückzug aus Tschetschenien fort. Zu einem Zwischenfall kam es, als Rebellen eine Einheit der 205. Motorisierten Schützenbrigade, die aus Grosny abrücken wollte, stoppte, weil sie unter den Soldaten Plünderer vermuteten. Beide Seiten schossen in die Luft. Der Konflikt sei schließlich von der gemeinsamen russisch-tschetschenischen Militärkommission beigelegt worden.

In der Nacht zuvor waren aus der Kaukausrepublik vereinzelte Schießereien gemeldet worden, bei denen laut Interfax ein Soldat getötet wurde. In der ersten Rückzugsphase sollen nach russischen Angaben 4.500 Soldaten der Streitkräfte und eine nicht genannte Zahl Truppen des Innenministeriums Tschetschenien verlassen.

Nach seinen erfolgreichen Friedensverhandlungen in Tschetschenien will Sicherheitsberater Alexander Lebed nun auch den Streit zwischen Rußland und der Ukraine um die Schwarzmeerflotte schlichten. Er habe sich dieser Aufgabe inzwischen angenommen, verlautete gestern aus dem Büro des Exgenerals. Zwar haben sich Kiew und Moskau schon auf ein vorläufiges Abkommen über die Flotte und die Aufteilung großer Teile der Ausrüstung verständigt.

Umstritten ist aber immer noch der Hafen und dessen militärischen Einrichtungen. Die Ukraine will den Hafen für ihre eigene Marine nutzen. In einer Erklärung Lebeds wurde jedoch gestern betont, daß Sewastopol unter russischer Hoheit bleiben müsse.

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