: Latente Krise bei Opel und Saab
Warnstreiks an allen Standorten von GM in Europa. Gewerkschaften fordern Sicherungsvertrag bis 2016
FRANKFURT/MAIN taz ■ Das passte gut: Die Beschäftigen bei Opel in Rüsselsheim streikten gestern ohnehin wegen des aktuellen Tarifkonflikts, als sie gegen Mittag zusätzlich die Arbeit niederlegten, um Solidarität mit den vom Arbeitsplatzverlust bedrohten Kollegen im belgischen Antwerpen zu demonstrieren. Dazu aufgerufen hatte der Europäische Metallgewerkschaftsbund, und zwar europaweit an allen Standorten von General Motors (GM), dem US-amerikanischen Mutterkonzern von Opel, Vauxhall und Saab.
GM Europa hatte Mitte April angekündigt, die neue Generation des Astra ab 2010 nicht mehr in Antwerpen produzieren zu wollen und schon bis zum Jahresende eine ganze Schicht zu streichen. Rund 1.400 Arbeitsplätze stehen dort deshalb sofort zur Disposition. Denn die vom Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Klaus Franz nach den ersten Verhandlungen mit GM Europa angekündigte Verlagerung der Produktion des Kleinwagens von Chevrolet (GM) von Korea nach Antwerpen, die dem belgischen Standort aktuell das Überleben sichern sollte, ist – entgegen den ersten Darstellungen von Franz – noch lange nicht beschlossene Sache. „Eine Entscheidung darüber ist noch nicht gefallen“, sagte ein Sprecher von GM Europa.
Der Konzern liebäugelt darüber hinaus offenbar schon mit einer weiteren Produktionsverlagerung nach Osteuropa. In Polen ist Opel bereits mit einem Werk vertreten; auch dort soll ab 2010 der neue Astra gebaut werden. Der kleine Chevrolet aus Korea (Daewoo) könne genauso gut wie in Antwerpen – aber noch sehr viel preiswerter – im ehemaligen Werk von Daewoo im rumänischen Craiova zusammengeschraubt werden, vermeldete kürzlich die Automobilwoche unwidersprochen.
Die Betriebsräte lehnen das ab. Erst müsse das Produktionsvolumen in Antwerpen über 2010 hinaus sichergestellt werden, sagte Gesamtbetriebsratschef Franz. Für alle Werke von GM in Europa fordern Betriebsräte, IG Metall und EMB jetzt einen Zukunftsvertrag mit einer Laufzeit bis 2016. Denn auch in Bochum sollen wohl mehr Arbeitsplätze als von GM zunächst avisiert abgebaut werden. Der Betriebsrat dort spricht von 1.700 zu streichenden Stellen bis zum Modellwechsel Astra 2010. Und in Rüsselsheim wird schon über die Auslagerung ganzer Betriebskomponenten diskutiert.
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT