■ Ex & Hopp: Last minute
Meistens riecht man ihn schon beim Eintritt in Halle „eins“ oder „A“ oder wie Fachleute sagen „Charter“: den Schalter mit dem etwas intensiveren Duft nach der großen Weite, nach Welt. Wer den in der Nase hat, will echt abheben, für den hat Reisen noch was mit Ausbruch zu tun. Hier droht das Leben den Späten keine Strafe an. Im Gegenteil, man kultet die „letzte Minute“.
Flughafen Hamburg. Bea und Andi wissen nur eines: Urlaub, seit gestern abend. Aber sie sind noch nicht weg! Schon Wochen vorher im Reisebüro irgendwelche blöden Prospekte mit Pauschalangeboten wälzen, planen, buchen, vorfreuen? Pah. Der Kitzel ist doch: in alle Richtungen offensein, auch nach unten, denn lockt da nicht insgeheim ein Schnäppchen?
„Kreta 7.8. – 2 Wo. ab/bis DUS, App. Happy Crete Ü 1290 DM“ steht einsam auf der Abenteuer-Wühl-Anzeige. Bewahre uns Globetrotterinnen! Die echten Knüller warten noch auf uns! Bea und Andi pokern mit der Unentschlossenheit der Kurzentschlossenen vor ihnen. Dann endlich tut er sich vor ihnen auf, der ganze Globus: „Tunesien Hotel Festival dreizehnhundertneunzehn Mark für zwei Wochen ab Frankfurt am fünfzehnten Achten“, rappelt die dea ex machina jenseits des Schalters. Oder „Portugal Lagos Beach Hotel tausendeinhundertvierzig für zwei Wochen mit Halbpension ab Hamburg am fünften Achten.“ Wie bieder – nichts für heute oder morgen? „Palma de Mallorca Hotel Paradiso zwei Wochen Übernachtung Frühstück für achthundertneunundneunzig morgen ab Bremen.“ Ende. O Gott, Mallorca??? Morgen. Da war'n wir ja noch nicht. Und ganz sicher haben wir so was wie Vorabvermittlungsbuchungsgebühr gespart. Mallorca. Silvia Plahl
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