die steile these : Last Exit: Hochsitz
Auf einem Hochsitz bei Uslar hat sich ein 58-Jähriger zu Tode gehungert. Eine besonders perfide Weise, sich zu verabschieden: „Into The Wild“
Nach katholischer Lehrmeinung sind wir „nur Verwalter, nicht Eigentümer des Lebens, das uns Gott anvertraut hat. Wir dürfen darüber nicht verfügen.“ Wer dennoch über sein Leben verfügt, indem er es sich beispielsweise nimmt, begeht demnach eine Todsünde. Diese rigide Auffassung über den Freitod muss nicht teilen, wer die Art und Weise verurteilt, mit der sich ein Mann aus Hannover aus dem Leben und aus der Gesellschaft verabschiedet hat. Familie weg, Arbeitslosengeld weg: Da schwang er sich aufs Rad und suchte einen Hochsitz, auf dem er sich ungestört zu Tode hungern konnte – nicht ohne über sein fremdverschuldetes Siechtum ausführlichst Buch zu führen, auf dass die Nachwelt erfahre, was sie ihm zu Lebzeiten angetan. Seltsam, welch verstörende Radikalität einer aufbringt, der niemandem mehr auf die Nerven gehen will. Ob Sean Penn sich schon die Rechte gesichert hat? FRA