Lars von Trier über seinen Film "Antichrist": "Die Frauen leiden immer"
Lars von Triers neuer Film "Antichrist" schwankt zwischen Horrorfilm und Psychodrama. Mit der sonntaz redet der Regisseur über seine Depressionen, seinen nicht vorhandenen Frauenhass und Charlotte Gainsbourg.
![](https://taz.de/picture/339601/14/14675519.jpg)
Lars von Trier soll Frauen hassen? Diesen Vorwurf empfindet der Regisseur als sehr weit hergeholt. „Warum sollte ich zehn Filme mit weiblichen Hauptfiguren machen? Wenn man keine Elefanten mag, macht man doch nicht zehn Filme mit Elefanten, oder?“ sagt von Trier im Interview mit der sonntaz.
Dennoch quält er auch in seinem neuen Film „Antichrist“, der bei den Filmfestspielen in Venedig Premiere feierte, seine weibliche Protagonistin ausgiebig – und hat dafür sogar eine Frauenhass-Beraterin konsultiert. „So wie ich Männer in meinen Filmen darstelle, sind sie immer dumm, oder nicht? Und die Frauen leiden immer. Das ist natürlich nicht richtig. Aber für mich sind diese Figuren in dieser Form von Bedeutung.“
Bei „Antichrist“ verschränken sich Horrofilm und Psychodrama, die Bilder sind düster, verwunschen und rätselhaft. Die Dreharbeiten dazu brachten Regisseur von Trier an seine Grenzen: „Ich hatte eine Depression, und ich versuchte, mich mit Hilfe der Arbeit aus der Depression herauszuwinden. Es war schon schwierig für mich, überhaupt körperlich am Set anwesend zu sein. Ich hatte Angstzustände, trank zu viel, alles versank irgendwie im Dunst. Normalerweise führe ich die Kamera selbst, aber meine Hände zitterten zu stark.“
Umso dankbarer war er seiner Hauptdarstellerin Charlotte Gainsbourg. „Sie war fantastisch. Sie denkt, ich hätte fantastisch Regie geführt, aber ich war gar nicht wirklich da.“ Selbst mit dem Drehen von Masturbationsszenen war sie „vollständig einverstanden“, so von Trier: „Sie ist extrem. Als Privatperson ist sie schüchtern, es kann passieren, dass sie ein ganzes Abendessen über kein Wort sagt.“ Im Film spielt Gainsbourg an der Seite von Willem Dafoe ein Ehepaar, das sich nach dem Tod seines drei Jahre alten Sohnes in eine Waldhütte zurückzieht, um der Verlust zu verarbeiten.
In „Antichrist“ kippen Szenen großer Tragik ins Komische, Unernste. „Wenn man sich einer Sache unsicher ist, gibt es zwei Reaktionen: Entweder man lacht oder man weint. Es ist unvorhersehbar, was es sein wird. In 'Breaking the Waves' haben sicher viele Leute gelacht“, erklärt Regisseur von Trier. „Ich verlange viel von meinem Publikum. Ich erwarte, dass es eine Menge Dinge akzeptiert. Und wenn dabei etwas lächerlich erscheint, dann deshalb, weil ich nicht überzeugend genug bin."
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen
Linksruck bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft