Lars Penning Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet:
Das Vermächtnis der im März im Alter von 90 Jahren verstorbenen Filmemacherin und Fotografin Agnès Varda: Ihr Film „Varda par Agnès“ gestaltet sich als Vorlesung in Form einer unterhaltsamen Regie-Masterclass und ist die Visualisierung eines gleichnamigen Buches von 1994. Die Regisseurin sitzt auf verschiedenen Bühnen vor Publikum und erläutert assoziativ Themen und Prinzipien, die ihrer Arbeit an den sich verwischenden Grenzen zwischen Spiel-, Dokumentarfilm und Essay zugrunde liegen: Feminismus, undogmatische linke Politik und ein sich nie erschöpfendes Interesse an Menschen. Sich selbst hat Varda dabei nie besonders wichtig genommen, entsprechend wird die Filmemacherin in Erinnerung bleiben: gewitzt, fantasievoll und den Menschen auf liebevolle Weise zugewandt (OmU, 30. 11., 20 Uhr, fsk Kino).
Wer schon einmal einen Film von Robert Bresson gesehen hat, weiß, dass die Bearbeitung der Geschichte von den Rittern der Tafelrunde und ihrer Suche nach dem heiligen Gral bei ihm keineswegs zu einem Actionspektakel mit bunten Kostümen führen kann. „Lancelot du Lac“ (1974) ist eher ein Film über den Niedergang: die Tafelrunde ist am Ende und Lancelot unglücklich verliebt in die Königin, die Schlachten haben ihren Sinn verloren: ein reichlich brutaler Film über Menschen, die den spirituellen Sinn ihrer Suche längst aus den Augen verloren haben. Ein Drama um Moral, Schuld und Sühne, gedreht von dem vielleicht effizientesten Filmregisseur überhaupt, einem Meister der Ellipse und Aussparung (OmEnglU, 29. 11., 19 Uhr, Arsenal).
Carol Reeds Thriller „The Third Man“, 1949 nach einem Drehbuch von Graham Greene im besetzten Wien entstanden, ist einer der großen Klassiker der Filmgeschichte. Exzellent verstanden es Reed, Greene und der Kameramann Robert Krasker (mit einer Schwarz-Weiß-Fotografie mit scharfen Kontrasten und verkanteten Perspektiven), die Atmosphäre der zerstörten Stadt mit ihren durch den Krieg zusammengewürfelten Bewohnern verschiedener Herkunft einzufangen: die vielen Sprachen, die Wurzellosigkeit, die Schiebereien auf dem Schwarzmarkt. Mittendrin: Holly Martins (Joseph Cotten), ein leicht begriffsstutziger amerikanischer Autor von Groschenromanen, der, kaum in Wien angekommen, recht unbedarft dem vermeintlichen Unfalltod seines Freundes Harry Lime (Orson Welles) nachspüren muss. Zu Gast ist der Filmjournalist Bert Rebhandl, er liest aus seinem Buch „Der Dritte Mann – Neuentdeckung eines Filmklassikers“, für das er Reeds Film auch auf Parallelen zur Gegenwart abgeklopft hat (1. 12., 15 Uhr, fsk Kino).
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