Laos Regierung zeigt kein Engagement: Der Verschleppte
Der laoitische Landrechtsaktivist Sombath Somphone bleibt verschwunden, obwohl eine Überwachungskamera der Polizei seine Entführung filmte.
BANGKOK taz | Sombath Somphone bleibt unauffindbar. Es gebe in seinem Fall keine weiteren Erkenntnisse oder Beweise, erklärten Laos’ Behörden am Montag laut der Internetseite sombath.org, die Freunde nach der Entführung des Aktivisten vor über sechs Wochen eingerichtet hatten.
Wiederholt bestreitet Laos’ kommunistische Führung, dass die Autoritäten des Landes ihn in Gewahrsam genommen hätten.
Sombath, der einer der international bekanntesten Sozialaktivisten des südostasiatischen Landes ist, wurde zuletzt am 15. Dezember gesehen. An jenem Abend wurde er in der Hauptstadt Vientiane von Verkehrspolizisten angehalten. Bilder polizeilicher Überwachungskameras zeigen, wie sich ein Motorradfahrer nähert, parkt und Sombath’ Jeep wegfährt. Dann hält ein großer heller Pick-up, in den der Aktivist verfrachtet wird. Seitdem fehlt von dem 62-Jährigen jedes Lebenszeichen.
Sombath’ Verschwinden sorgt weltweit für Proteste. Der Träger des Ramon-Magsaysay-Preises, einer Art asiatischer Nobelpreis, wird gerühmt als Kämpfer für von Landraub betroffene Bevölkerungsgruppen, deren Besitz sich zunehmend ausländische Investoren aneignen.
Der Zeitpunkt seiner Entführung lässt aufhorchen: Kurz zuvor war die Schweizer Entwicklungshelferin Anne-Sophie Gindroz des Landes verwiesen worden, weil sie sich regierungskritisch geäußert haben soll. Mit ihr hatte Sombath im Oktober ein Forum zu Landrechten initiiert. Seine Frau Ng Shui Meng betont, ihr Mann habe stets mit den Behörden kooperiert.
Kritiker werfen dem Einparteienstaat mangelnden Willen zur Aufklärung vor. So monierte eine Delegation der südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean, darunter der philippinische Parlamentsabgeordnete Walden Bello, sie habe widersprüchliche Informationen erhalten: Während die meisten offiziellen Stellen erklärten, es gebe keine Beweise, dass Sombath in den Pick-up gestiegen sei, habe ein Vertreter des Außenministeriums gesagt, der Aktivist habe das Fahrzeug freiwillig bestiegen.
Manche Beobachter halten es auch für möglich, dass Sombath von Mitgliedern der kommunistischen Führung ganz eigenmächtig entführt wurde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland