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■ DEFA-Studios gehen an französischen Konzern CGE

Berlin (dpa/taz) — Nach zweijährigem Pokern hat die Treuhandanstalt gestern über die Privatisierung der legendären DEFA-Studios in Babelsberg entschieden, wo Marlene Dietrich einst den Blauen Engel drehte. Den Zuschlag bekommt die französische Compagnie Generale des Eaux (CGE). Die frühere Wasserbaufirma hält in Frankreich Anteile am Privatfernsehen Canal Plus, der Filmproduktionsfirma UGC und Studios in Boulogne/Bilancourt. Laut 'Spiegel‘ gehört die CGE über ihr Kopierwerk Eclair zur „Ahnengalerie von Babelsberg“, weil die Deutsche Eclair in den 20ern an den Ateliers bei Berlin beteiligt gewesen sei.

Dennoch dürfte der Einstieg wenig mit Sentimentalität zu tun haben, wie das CGE-Management gerne gegenüber den heute 780 Beschäftigten zu erwähnen nicht müde wird. Denn Kernstück des Mischkonzerns ist die Immobilienfirma Phénix. Und an dem 461.000 Quadratmeter großen Areal in bester Berliner Stadtrandlage, dessen Wert auf 400 Millionen Mark geschätzt wird, hatten die anfänglich über 100 BewerberInnen das meiste Interesse bekundet.

Der Konzern werde auf dem Studiogelände in Potsdam-Babelsberg ein Medienzentrum entwickeln, „dessen Kern ein Filmproduktionsstudio europäischen Ranges bilden“ werde, verlautbarte die Treuhand gestern. CGE hatte im Dezember einen Kooperationsvertrag mit der Ufa-Film- und Fernseh- GmbH, einer Bertelsmann-Tochter, geschlossen. Danach ist unter anderem die Gründung einer gemeinsamen Filmproduktionsgesellschaft vorgesehen. Insgesamt werde mit Investitionen von über einer Milliarde Mark gerechnet. Alle Beschäftigten der DEFA würden übernommen, im Jahre 2002 sollen dort 3.500 Menschen arbeiten.

Den DEFA-Beschäftigten ist der französische Investor zunächst sehr viel lieber als der Mitbewerber, der Münchner Werbefilmer Hans-Joachim Berndt, für den sich die Berliner Produzentin Regina Ziegler stark gemacht hatte. Die Berlinerin, so die Angst der Babelsberger Belegschaft, hätte möglicherweise ihre eigene Truppe mitgebracht — und Frankreich ist vergleichsweise beruhigend weit weg. dri

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