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Landung der „Curiosity“Diese Männchen sind vom Mars

Seit fast 150 Jahren wird über Lebewesen auf dem Mars spekuliert, meist in der Form von kleinen grünen Männchen. Ds ist kein Produkt blühender Fantasie – im Gegenteil.

Der Alien „Paul“ kommt zwar nicht vom Mars, sieht den Marsmännchen aber verdammt ähnlich. Bild: dapd

Es ist ein klassischer Cartoon zum Thema, und er wurde anlässlich der 250 Millionen Kilometer langen Reise der Sonde „Curiosity“ zum Mars immer wieder abgedruckt: Vor dem Hintergrund der futuristischen Stadt der Außerirdischen stehen zwei halbwüchsige Marsmännchen und halten dem frisch gelandeten Roboter feixend ein tristes Plakat vor die Kamera, auf dem zu sehen ist, was wir seit Jahren von der Oberfläche unseres Nachbarplaneten zu sehen bekommen – Sand, Geröll und ferne Hügelketten in gelblichem Dunst.

Dabei ist das „Marsmännchen“ alles andere als das Produkt blühender Fantasie. Es ist, im Gegenteil, ein Zeugnis erschütternder Einfallslosigkeit. Warum sollte entwickeltes Leben auf anderen Planeten uns Menschen gleichen, nur in grün und klein? Warum sollten Außerirdische nicht zehn Arme haben, Augen so groß wie eine Familienpizza und einen papageienähnlichen Schnabel?

Weil nicht nur der Riesenkalmar, sondern auch sonst so einiges schon unsere Vorstellungskraft sprengt, was auf unserem Heimatplaneten schwimmt, kreucht oder fleucht.

Das „kleine grüne Männchen“ (von einem „kleinen grünen Weibchen“ ist in der Literatur seltener die Rede) dagegen schmeichelt dem Menschen, weil es, ohne bedrohlich zu sein, unserer eigenen Physiognomie entspricht.

Seinen Ursprung hat der Mythos im 19. Jahrhundert, als der Astronom Giovanni Schiaparelli 1877 durch sein Fernrohr systematisch angelegte Kanäle nebst säumender Vegetation auf dem Mars entdeckt haben wollte. Auf Erden verschwanden damals die letzten „weißen Flecken“, wurde in Panama und Suez ebenfalls eifrig an Kanälen gebaut. Es lag also nahe, das noch unentdeckte Fremde kurzerhand auf den Mars zu verlegen.

Als 1898 der Schriftsteller H. G. Wells in „Krieg der Welten“ einen ungemütlichen Besuch vom „roten Planeten“ imaginierte, gehörten die Marsmännchen längst zum populären Allgemeingut. Noch 1976 ließ sich die Begeisterung mühelos auffrischen, als der Orbiter „Viking 1“ eine grobkörnige Oberflächenaufnahme lieferte, die mit gutem Willen an Martian_face_viking.jpg:ein monumentales Gesicht erinnerte.

Heute sind unsere Erwartungen an den Mars freilich gedämpft. Über Schwefelbakterien oder mikroskopische Flechten wären wir schon sehr dankbar. Und blicken weiter ins All wie Kinder, die hoffen, nicht allein zu sein.

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4 Kommentare

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  • WK
    wenig kohlensäure

    Der Artikel ist ebenfalls einfallslos, schlecht recherchiert und

    soll was? Zeigen wie borniert und uninteressiert der Autor ist?

  • R
    Rudi

    wer informiert sein möchte, sollte dies nicht bei Wikipedia tun, auch nur bedingt bei der NASA nachfragen (die immerhin eine US Regierungsorganisation ist) ;-)

     

    z.B. gibt es Strukturen auf dem Mars, die nicht unbedingt naturgeschaffen aussehen, daher kann man spekulieren ob vor vielleicht millionen oder mehr von jahren dort zivilisationen hausten oder zumindest jemand "Zwischenstation" machte

     

    auch sollte man noch weiter gehen und die Tatsache in Betracht ziehen dass "LEben" nicht nur biologisch und 'dreidimensional' bedeutet, das ist (wikipedianische und skeptizistische) Engstirnigkeit in Reinkultur

     

    hier nochmal ein wissenschaftliches Dokument z.B. zu den Marsstrukturen:

     

    http://www.scientificexploration.org/journal/jse_11_2_carlotto.pdf

     

    siehe auch: "Scientists announce the discovery of startling artificial Megalithic structures found among recently released NASA / JPL photos taken by the Mars Global Surveyor and that these artificial structures are stunning proof that Mars was once inhabited by an intelligent civilization. Includes a spectacular collection of new photographs presented by Dr. Tom Van Flandern, former Chief Astronomer for the United States Naval Observatory. See remarkable monuments, "T" shaped craters, gigantic glass tube systems, ancient forest remains and grand edifices that will leave you speechless." - Quelle: http://www.youtube.com/watch?v=5u-20g7Bwdw

  • PM
    Prinzessin Manfred

    Dass Schiaparelli "systematisch angelegte Kanäle [...] entdeckt haben wollte.", wage ich mal zu bezweifeln.

     

    Zitat Wikipedia:

    "Schiaparelli hielt sie für natürlich entstandene, geradlinige Senken von mehreren Tausend Kilometern Länge und 100-200 Kilometern Breite, durch die sich eventuell Wasser auf der ansonsten trockenen Oberfläche ausbreiten könne (La vita sul pianeta Marte, 1893). Doch eine fehlerhafte Übersetzung ins Englische (canals statt korrekt channels) ließ an Kunstbauten denken."

  • KD
    Krieg des Wells

    Die Marsianer von Wells haben nicht sehr viel Ähnlichkeit mit dem, was wir uns heute als "kleine grüne Männchen" vorstellen oder als die allgegenwärtigen Roswell-Akte-X-Unheimliche-Begegnung-der-dritten-Art-Aliens.

    Wells:

     

    "ich denke, jeder von uns erwartete, einen Menschen auftauchen zu sehen. Vielleicht etwas anders, als wir Erdenmenschen, aber im Wesentlichen ein Mensch. [...] Ein plötzliches Fröstel überkam mich. [...] Ein großer, gedrungener, grauer Balg, vielleicht von der Größe eines Bären, [...] glitzernd, wie nasses Leder. [...] Ein schlankes fühlerartiges Anhängsel hielt den Rand des Zylinders umklammert, ein anderes schlängelte sich in der Luft. [...] Jene, die nie einen Marsianer gesehen haben, werden sich kaum das befremdliche Grauen seiner Erscheinung vorstellen können. [...] entschieden, ernsthaft, unmenschlich, verkrüppelt und monströs. [...] Schon bei dieser ersten Begegnung, diesem ersten Blick wurde ich von Ekel und Furcht überwältigt."