Landtagswahl in Sachsen-Anhalt: NPD gegen NPD
In Hohenmölsen treten zwei Kandidaten der NPD zur Bürgermeisterwahl an. Einer hatte sich die nötigen Unterschriften in einem Karnevalsverein erschlichen.
HAMBURG taz | "Suboptimal" heißt es auf dem NPD-nahen Internetportal "Kompakt Nachrichten". In Sachsen-Anhalt will die NPD im Wahlkampf eigentlich mit einer geschlossen Mannschaft um die Wählergunst streiten. Doch nun das: Direktkandidat Hans Püschel, der von der SPD medial hübsch inszeniert zur NPD überlief, erhält aus seiner neuen Partei bei der Kandidatur um das Bürgermeisteramt in Hohenmölsen Konkurrenz.
Am 20. März können die Wähler in der Gesamtgemeinde Hohenmölsen zeitgleich mit der Landtagswahl ihren Bürgermeister bestimmen. Für die NPD treten Hans Püschel, der Bürgermeister in Krauschwitz ist, und Gerd Fritzsche an. Der Parteikollege Fritzsche aus Borsdorf in Sachsen sitzt für die NPD im Kreistag des Landkreises Leipzig.
Mit dem NPD-Kreisverband Burgenlandkreis scheint Fritzsche, der früher SED-Mitglied war, die Kandidatur nicht abgesprochen zu haben. Denn der Verband hat für ihre Galionsfigur Püschel als Kandidaten gestimmt. Fritzsche sei indes von sich aus angetreten, da er in der Gemeinde "familiäre Wurzel" habe, heißt es aus NPD-Kreisen.
Die nötigen Unterschriften für die Kandidatur soll Fritzsche sich erschlichen haben. Bei dem Karnevalsclub Taucha, einem Ortsteil von Hohenmölsen, soll der NPD-Kader die Unterschriften nur bekommen haben, da er vorgab als Unparteiischer antreten zu wollen. Von der NPD wussten die Karnevalisten nichts. Während einer Probe sei Fritzsch vorbeigekommen. "Aufgrund dieser vermutlich absichtlichen Täuschung durch Herrn Fritzsche distanzieren wir uns ausdrücklich von der Unterstützung" erklärt nun der Karnevalsclub.
Von einer Panne, gar Verstimmungen möchte NPD-Landpressesprecher Michael Grunzel nicht sprechen. Er sagte der taz, diese Doppelkandidatur sei "kein Problem". Und "nein, Herr Püschel ist nicht verärgert", will er glaubhaft machen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Außenministertreffen in Brüssel
„Europa spricht nicht die Sprache der Macht“