: Landsberger Allee nun ganz dicht
■ Bürgerinitiative will auch diesmal wegen Stau vor Gericht
Seit gestern mittag zwölf Uhr rollt auf der Landsberger Allee in Friedrichshain kein Auto mehr über den Asphalt. Die Fahrbahn in Richtung Innenstadt ist für den Durchgangsverkehr zwischen Storkower Straße und dem Platz der Vereinten Nationen gesperrt. Am 11. Juli vergangenen Jahres wurde in diesem Bereich bereits die Fahrspur stadtauswärts geschlossen. Jetzt können nur noch Anlieger, Straßenbahnen und Bau-Buggys das 1.500 Meter lange Teilstück der Hauptverkehrsstraße nutzen.
Im Berufsverkehr habe sich nur ein kleiner Rückstau gebildet, berichtet die Verkehrspolizei gestern nachmittag, da viele Fahrer schon seit langem die Strecke mit den vielen Baustellen meiden. Die Autos werden durch die Storkower- und die Kniprodestraße am Friedrichshain vorbei in die Mollstraße Richtung City umgeleitet.
Dieser Weg führe wieder durch mehrere Wohngebiete, kritisierte unterdessen Joachim Klier von der Bürgerinitiative Landsberger Allee. Die Initiative hatte im vergangenen Jahr gegen die Umleitung der Fahrstrecke in Richtung Marzahn durch das Friedrichshainer Wohngebiet Richard-Sorge-, Kochhann- und Hausburgstraße vor dem Verwaltungsgericht geklagt. „Der Verkehr führt zu einer Gesundheitsbeeinträchtigung der Anwohner“, erklärt Klier. Die mittleren Geräuschpegel von 70 Dezibel (dB) am Tag und 66 dB in der Nacht liegen über den zulässigen Grenzwerten und lassen den Anwohnern keinen Moment Ruhe.
Nachdem das Verwaltungsgericht im Sinne der Anwohner für eine Verlegung des Straßenverkehrs entschieden hatte, war der Senat in Revision gegangen. Das Oberverwaltungsgericht revidierte daraufhin den ersten Richterspruch und forderte den Senat auf, die Umleitung neu zu asphaltieren und für Lastwagen zu sperren.
Mehr Erfolg erhofft sich die Bürgerinitiative bei den 30 Klagen von Haushalten auf Mietminderung. Der erste Fall ist soweit entschieden, daß „nur noch über die Höhe des Mieterlasses verhandelt“ wird, sagte Joachim Klier. Mit neuen Meßwerten hat die Bürgerinitiative den Kampf gegen die Verkehrsbehörde wieder aufgenommen: „Zur Not gehen wir bis zum Landesverfassungsgericht“, so Klier.
Der Grund für die umfangreichen Absperrungen: Große Wasser-, Gas-, Elektro-, Telefon- und Abwasserleitungen werden unter der Landsberger Allee neu verlegt. „Wir haben uns entschlossen, die Fahrbahn zur Innenstadt zu sperren, um die Straße zu erneuern, bevor die Radsportbahn und die Schwimmhalle an die Versorgungsleitungen angeschlossen werden“, erklärt Helmut Hörnig vom Verkehrswegebau des Senats. In der Mitte der Allee werden für die Niederflurbahn außerdem neue Gleise verlegt und insgesamt vier Baumreihen gepflanzt. Ab Anfang Mai soll der Verkehr Richtung S-Bahnhof wieder bis zur Richard-Sorge-Straße rollen. Torsten Teichmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen