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■ KURZMELDERLand vermessen

Die kulturelle Entwicklung in Richtung Europa war am Samstag Hauptthema des 1. Deutschen Kulturtages in Berlin. Zu der Veranstaltung mit Musik, Film und Ausstellungen hatte der Kulturbund e.V. in den Ostteil der Stadt eingeladen. Die Vereinigung zählt derzeit etwa 200.000 Mitglieder in den ostdeutschen Bundesländern. In der Gesprächsrunde Kultur in Deutschland — Kultur in Europa, in der es um die Perspektiven der Kulturstadt Berlin ging, hielt der CDU-Politiker und verblichene Kultursenator Hassemer das Interesse der Deutschen an den anderen Kulturen des Kontinents für »noch gering«.

Das Zusammenwachsen Europas werde viel Zeit in Anspruch nehmen, gebraucht würden dazu Anlässe, Anstöße und vor allem Orte, also beispielsweise die Stadt Berlin. Er befürworte deshalb, die Institution »Haus Europa« in Berlin zu beheimaten. Die Stadt im »Blickpunkt der ganzen Welt« dürfe ihre Anstrengungen nicht nur auf »die drei Wochen Olympia« konzentrieren, sondern müsse langfristig ihrer Rolle (Mittler, Drehscheibe, Zusammenwachserei) gerecht werden. Hassemer forderte die Kunst- und Kulturschaffenden auf, sich nicht länger bei der »merkwürdigen Erbschaftsdiskussion« aufzuhalten, sondern sich gemeinsam Aufgaben und Zukunft zuzuwenden. Es gehe nicht nur darum, den Bestand existierender Potenz bei Kunst und Kultur zu erhalten, sondern auch neue Felder zu entdecken. Zur Rettung der DEFA machte Hassemer den Vorschlag, außer den Ländern Berlin und Brandenburg die Bundesregierung zu einer »dritten Partnerschaft« zu veranlassen.

Um die gleichberechtigte (Ver-)Wertigkeit von Kunst und Künstlern in Ost und West debattierten unter anderen der Lyriker Rainer Kirsch, die Filmemacherin Helma Sanders- Brahms und die Komponistin Ruth Zechlin. Junge Autoren und Herausgeber aus München, Köln und Bitterfeld machten mit der Erstausgabe einer neuen Taschenbuchreihe Konturen auf sich aufmerksam.

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