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Land unter an der Loreley

Der Rhein soll an der Loreley auf 300 Kilometer gestaut werden  ■  Aus Koblenz Nikolaus Geiler

Der Rhein soll bei der Loreley mit einer 130 Meter hohen Staumauer zu einem 300 Kilometer langen Stausee aufgestaut werden. Dies geht aus einem geheimen Planungspapier der Koblenzer Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) hervor, das der taz zugespielt wurde. Hintergrund dieser gigantischen Planung ist eine Analyse eines amerikanischen Forscherteams zum kohlendioxidbedingten Treibhauseffekt. Um die Überflutung der Küsten zu vermeiden, so zwei New Yorker Geologieprofessoren, müsse verhindert werden, daß zuviel Wasser die Ozeane erreicht. Also sollen kurzerhand Flüsse gedämmt, große Binnenseen geschaffen und die Läufe von Flüssen umgekehrt werden. Der Wasserstand des Kaspischen Meeres und des Aralsees soll erhöht, der Lauf der Flüsse Nordsibiriens nach Süden umgekehrt, die Hochtäler der amerikanischen Rocky Mountains mit Wasser aufgefüllt werden.

In Geheimverhandlungen haben sich inzwischen zuerst der G7 -Ausschuß der führenden westlichen Industrienationen und anschließend die OECD mit den Ostblock-Staaten über eine „Quotenverteilung“ der jeweiligen Speichervolumen in den einzelnen Staaten aufgrund der jeweils vorhandenen topographischen Gegebenheiten annähernd geeinigt. Da sich der Rhein beim Durchbruch durch das rheinische Schiefergebirge relativ leicht aufstauen läßt und weil der Oberrheingraben einen enormen Speicherraum darstellt, entfiel auf die BRD (als einen der größten CO2-Emittenten der EG) auch eine vergleichsweise große „Stauquote“.

Bei einem Speichervolumen von rund 300 Kubikkilometer (das fünffache Volumen des Bodensees) würde der Rhein mit einem derzei Fortsetzung auf Seite 2

tigen Abfluß von durchschnittlich 1.800 Kubikmeter pro Sekunde bei Koblenz etwa fünf Jahre benötigen, um den Stauraum aufzufüllen. Auf

diese Weise könnten dem Atlantik (entsprechend den Vorgaben der OECD) über fünf Jahre hinweg 57 Milliarden Kubikmeter Rheinwasser pro Jahr vorenthalten werden. Ein Vorteil des Stausees würde auch darin bestehen, daß es am Rhein keine Hochwasserprobleme mehr geben würde.

Inzwischen wurden sogar schon detaillierte Pläne zur Umsiedlung der BASF auf die Höhen des Pfälzer Waldes und der Hoechst AG auf den Taunus erarbeitet. Da ein gestautes Gewässer viel empfindlicher auf Abwassereinleitungen reagiert als ein Fließgewässer, sollen im Rahmen der Umsiedlung die Abwässer der genannten Chemiefirmen sowie weiterer Betriebe ins Mosel- beziehungsweise Lahn -Einzugsgebiet übergepumpt werden.

Ähnlich wie bei der Auslegung der altägyptischen Tempel aus der Überflutungszone des Assuan-Stausees soll die Verlegung kulturhistorisch wertvoller Gebäude wie zum Beispiel die Kaiserdome zu Worms und Speyer aus Unesco-Mitteln finanziert werden

Eine Kosten-Nutzen-Analyse hat ergeben, daß die Kosten für Staumauer, Umsiedlungen, Entschädigungen usw. immer noch um den Faktor 11 bis 12 unter den Schäden liegen, die bei einer CO2-bedingten Überflutung der Küstenregionen mit ihren Millionen-Städten wie Hamburg, Tokio oder New York entstehen würden.

Wie aus dem Planungspapier der BfG hervorgeht, kalkulieren die Planer bereits auch den Widerstand der betroffenen Bevölkerung ein: Es wurden bereits Analysen in Auftrag gegeben, wie der Widerstand erstens möglist gering gehalten und zweitens effektiv niedergeschlagen werden kann. Ein Problem haben die Überflutungstechnokraten allerdings bis jetzt noch nicht lösen können: Während Industrien und Städte umgesiedelt werden können, ist für den Weinbau in den künftig überschwemmten Gebieten keinerlei Ausweichmöglichkeit gegeben.

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