: Lachen und Weinen bei Lloyd-Dynamo
■ Abbau von 165 Arbeitsplätzen sichert den Standort Bremen
Bei den Lloyd-Dynamowerken (LDW) werden 165 Arbeitsplätze abgebaut. Die Belegschaft am Hastedter Osterdeich wird von derzeit 525 auf 360 verringert. Für die betroffenen Arbeitnehmer wird eine Beschäftigungsgesellschaft gegründet. Dies sind die Eckpunkte einer Vereinbarung zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat, mit der nach Auskunft des Betriebsrats die Motorenproduktion am Standort Bremen nach schwierigen Verhandlungen gesichert worden ist.
LDWs technischer Leiter Bert-hold Groeneveld bestätigte, daß nach schlechten Geschäftsergebnissen der Bestand der ehemaligen AEG-Tochter arg gefährdet war. Der neue Eigentümer, die Elexis-Holding, die der deutsch-britischen Investmentfirma CWB gehört, hätte auch die gesamte Produktion zum Mönchengladbacher Maschienenbauer Schorch verlagern können, so Betriebsrat Günter Grotheer. CWB hatte Schorch wie LDW und die spanische Firma Terrassa von der AEG übernommen.
Zunächst hatte die Geschäftsleitung nur 254 Arbeitsplätze retten wollen, so Grotheer. Der Betriebsrat habe aber durchgesetzt, auch die Vorfertigung - z.B. Fräsen und Schweißen - mit 67 Arbeitsplätzen in Bremen zu behalten. Auch sei vereinbart worden, daß die Belegschaft zur 32–Stunden-Woche übergeht, wenn man sich der Zahl von 360 Beschäftigten nähere.
In den kommenden Jahren sollen 50 Millionen in Bremen investiert werden. Zugleich wird der Vertrieb für die drei ehemaligen AEG-Maschinenbautöchter von Bremen aus gemanagt. Groeneveld ist froh, daß er aus dem Korsett der AEG heraus ist: Jetzt könne LDW offensiver an die Kunden herangehen.
Die überzähligen Lloyd-Werker erhalten eine Abfindung und werden in eine Beschäftigungsgesellschaft übernommen, die zum 1. Juni gegründet wird und bis Ende 1997 arbeiten soll. Dort erhalten sie 60 Prozent ihres letzten Netto-Lohns als strukturelles Kurzarbei-tergeld vom Arbeitsamt. Die Maschinenbauer sollen dort qualifiziert und sozial aufgefangen werden. Die Fixkosten übernimmt LDW, außerdem gibt es pro Arbeitnehmer 10.000 Mark Zuschuß aus der Firmenkasse. Insgesamt rechnet Groeneveld mit Belastungen von zehn bis 20 Millionen Mark.
Wer aus den einzelnen Abteilungen in die Beschäftigungsgesellschaft gehen muß, ist noch nicht sicher. Im Mai sollen Listen mit den ausgesiebten Kandidaten aus allen Abteilungen vorliegen. Für den Betriebsrat ist die Einigung, die auch ein verbessertes Angebot an Teilzeitarbeitsplätzen vorsieht und Mehrarbeit nur noch gegen Freizeitausgleich gestattet, letztlich ein Erfolg: „Es ist zwar bitter für die Kollegen, aber jetzt haben wir hier wieder eine Zukunft“, sagt ein Lloyd-Werker. jof
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen