LESERINNENBRIEFE :
An die taz-Wetterredaktion
■ betr.: „Das Wetter“, taz vom 11. 6. 15
Es ist eine klare Linie erkennbar: Jede die Sonne verdunkelnde Wolke ist böse, bringt sie uns doch um für den ersehnten Bräunungsgrad des Teints wichtige Sonnenstrahlen. Regen geht gar nicht. Also ist die Freude über jeden blankgeputzten Himmel stets groß, der Neid, sollte man nicht in einer der „sonnenverwöhnten“ Regionen wohnen, unermesslich. Dass auf den Weiden der meisten Landwirte Mitteldeutschlands kein Futter mehr für die Tiere nachwächst, dass das Getreide notreif wird, dass die Waldbrandgefahr in vielen Regionen zwischen „hoch“ und „sehr hoch“ eingestuft wird: geschenkt. Lasst endlich diese Rubrik „Wetter“ mangels Kompetenz und Empathie eurerseits sein. Die Bauern werden’s Euch danken, der sonnenbrandverschossene Rest kann sich in Regionalmedien seinen Frust über Wolken abholen. MICHAEL KUSCH, Taunusstein
Vergallopiert
■ betr.: „GroKo war wichtiger“, taz vom 11. 6. 15
Auch Demokratie braucht Verlässlichkeit. Erst recht in einer Koalition. Vermutlich hat Martin Schulz dem „Koalitionspartner“ (der keiner ist) längst seine bedingte Zustimmung zu TTIP gegeben, so wie Sigmar Gabriel als Vizekanzler sich für TTIP einsetzt. Mit so viel Gegenwind haben die Verkäufer von Bürgerrechten an Gläubiger nicht gerechnet.
Martin Schulz zog, im Gegensatz zu Jean-Claude Juncker, als Kritiker durch den Europawahlkampf und unterlag deutlicher, als es die Parlamentsabstimmung (183:181) jetzt zeigte. Was nun? Bevor ich mir von den 181 Fundamentalopposition erhoffe, wünschte ich mir, Herr Schulz zöge sich zurück. Er hat sich vergaloppiert.
KLAUS WARZECHA, Wiesbaden
Krasse Erkenntnis
■ betr.: „Die gerupfte Demokratie“, taz vom 11. 6. 15
Was da am Mittwoch im EU-Parlament passierte, ist nur ein vorläufiger Höhepunkt in Sachen „TTIP & Co und Demokratieabbau“.
Wenn selbst Exweltbankchef und Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz bereits 2014 darauf hinwies, dass ISDS sowie die Einrichtung eines „Regulatorischen Kooperationsrats“ unter anderem auch auf die weitgehende Abschaffung demokratischer Spielregeln abzielen, dann wurde diese krasse Erkenntnis nun auch vom EU-Parlamentspräsidenten mittels Verfahrenstrick glasklar bestätigt.
Da bleibt vor Schreck ja selbst den Chlorhühnchen der lecker Genmais im Halse stecken …
HELGA SCHULZE-KÄMPER,
Bielfefeld
Politischer Wille fehlt
■ betr.: „G 7 für Öl- und Kohleausstieg“, taz vom 9. 6. 15
Jetzt kommen die Regierungsvertreter der G 7 und wollen tatsächlich 2 Grad einhalten. Weise! Danke! Sie verpflichten sich, weltweit die Treibhausgase bis 2050 gegenüber 2010 um 40 bis 70 Prozent zu reduzieren. Im letzten Jahr verpflichtete sich die Bundesrepublik bis 2050 gegenüber 1990 die Treibhausgase um 80 bis 95 Prozent zu reduzieren. Was tat sie: EEG verkomplizieren, um die Neuinstallation von Solarenergie zu reduzieren. Emissionzertifikate wurden verschenkt, energieintensive Industrien geschont. So blieb CO2-Emission billig. Kohlekraftwerke stilllegen: bleibt in der Schwebe. Fracking wird diskutiert, obwohl wegen CO2-Emissionsverlängerung unsinnig, TTIP, obwohl Wachstum CO2 freisetzt und reduziert werden müsste. Die Welt könnte für unsere Enkel gerettet werden, Technik und Geld wären da. Allein es fehlt der politische Wille. Es müsste Tempo aufgebaut werden bei der Transformation der Gesellschaft, und es braucht klare Regeln. Eine jährlich um 10 Euro steigende CO2-Steuer mit Entlastung bei der Lohnsteuer wäre so eine Maßnahme. THOMAS BERNHARD, Koblenz