LESERINNENBRIEFE :
Eine lebenswerte Welt
■ betr.: „Höchst umstrittene Person“,taz vom 28. 5. 15
Wieder werden einzelne Aussagen aus dem Gesamtkontext herausgerissen und Peter Singer eine menschenverachtende Geisteshaltung vorgeworfen. Das Gegenteil ist der Fall, denn das erklärte Ziel von Peter Singer ist es, für alle fühlenden Lebewesen eine lebenswerte Welt zu schaffen, in der sie möglichst gut und glücklich existieren können – Positives zu steigern und Leid zu mindern ist die zentrale Handlungsleitlinie im Präferenzutilitarismus. SASKIA GRAF, Homburg
Freude am Leben
■ betr.: „Preisverleihung an Peter Singer. Höchst umstrittene Person“, taz.de vom 27. 5. 15
Der Mensch ist auch nur ein Tier – dem wird unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet niemand widersprechen können. Die Sonderstellung des Menschen als „Krone der Schöpfung“ ist nicht mehr haltbar – es ist auch nicht haltbar, hochsensible, intelligente Wesen wie Orang-Utans, Delfine oder Wale abzuschlachten. Singer zielt auf diese unsinnige Abspaltung des Menschen vom Rest der Welt. Diese ungesunde Trennung von Mensch und Tier hat den Boden für Raubbau an der Natur bereitet. Als Konsequenz aus der Erkenntnis, der Mensch ist auch nur ein Tier, muss man nicht nur den direkten Vergleich zwischen Mensch und Tier zulassen, mehr noch, man muss eine Gleichberechtigung einfordern.
Zum Thema schwerster Behinderungen: Das ist ein Reizthema wie die Sterbehilfe. Man sollte sich ernsthaft überlegen, ob man einem Säugling ohne Hirn, mit offenem Rücken, einen Gefallen tut, wenn man ihn mit Hilfe von Maschinen noch eine Zeit lang am Leben erhält … wer das bejaht, ist in meinen Augen ein Monster und verlogen dazu. In dieser Gesellschaft wird alles getan, damit ein Mensch am Leben bleibt – einerseits –, aber so gut wie nichts, damit er ein wenig Freude an diesem Leben hat.
Und mal im Ernst, aus welchem Grund stehen wir jeden Morgen auf? Wegen dieses bisschen Freude, das ein Wesen ohne Hirn nun mal nicht empfunden kann. HANS DAMPFT, taz.de
Bezug zur Geschichte
■ betr.: „Die perfekte Masche“, taz vom 19. 5. 15
Der Artikel hätte auch „Die perfekte Verdrängung“ heißen können. Hier wird ausführlich beschrieben, wie Frauen in Fürstenberg die Gegend schönstricken. Ein winziger Bezug zur Geschichte wird mit „Zweiten Weltkrieg“ und „Besatzung“ kurz abgehandelt.
Dabei war Fürstenberg nicht nur der Ankunftsbahnhof für Abertausende Häftlinge aus ganz Europa, die durch das Dorf Fürstenberg ins circa vier Kilometer entfernte KZ Ravensbrück getrieben wurden. Auch wurden Häftlingsfrauen täglich durch Fürstenberg geprügelt, um schwere Zwangsarbeit in umliegenden Betrieben auszuführen.
Fürstenberg und die heutige Gedenkstätte Ravensbrück liegen beide am Schwedtsee, in dem die Asche von Tausenden ermordeter Menschen liegt. Dass dies nicht zumindest mit einem kurzen Verweis benannt wird, empfinde ich als äußerst schmerzhaft. Gegen diese Art von Verdrängung haben wir viele Jahre mit einem besonderen Rundgang „ZeitSchritte nach Ravensbrück“ angekämpft. IRIS WACHSMUTH, Berlin
Passt zur Gentrifizierung
■ betr.: „Gudvanger Straße … Reclaim the Spielstraße“, taz.de vom 27. 5. 15
Spielstraße für Kinder im Prenzlauer Berg, alles passt so schön zur Gentrifizierung.
TENEDOR ALFONSO, taz.de
Gegen den Autoterror
■ betr.: „Gudvanger Straße … Reclaim the Spielstraße“, taz.de vom 27. 5. 15
@Tenedor Alfonso – Zur Gentrifizierung passen eher dicke Autos und Tiefgaragen. Eine Spielstraße gegen den Autoterror ist eine feine Sache.
ANDREAS V., taz.de