LESERINNENBRIEFE :
Eine jüdische Sekte
■ betr.: „Bibel-Streit an der Humboldt-Uni, taz.de vom 23. 4. 15
Das Christentum ist und bleibt mehr oder weniger eine jüdische Sekte. Auch ohne Beschneidung und koscheres Essen.
Trotz der starken „Stammesbezogenheit“ ist das Alte Testament die erste universelle monotheistische Gottesbotschaft schlechthin, die immerhin der Hälfte der Weltbevölkerung als Grundlage ihres Glaubens dient.
JAROSLAW MAJCHRZYK, taz.de
Diskutieren mit Salär
■ betr.: „Bibel-Streit an der Humboldt-Uni“, taz.de vom 23. 4. 15
Märchen und Sagen von der Universität. Aber bitte wenigstens mit Diskussionsverpflichtung bei staatlichem Salär.
Tja, auch die Aufklärung beendete nicht alle Debatten. Nach welcher Facon eine/einer glücklich werden will, bleibt politisch und treibt theologische Professorenstellen. Auch Gendermainstream, so ein Hybrid aus Biologie und Sozialisationserzählungen und deren Neudeutungen – manchmal auf dem soziologischen Kamm geblasen, womit ich nicht die Vaginadialoge meine – treibt Professorenstellen. Reden und Dialogisieren sollte an staatlichen Universitäten aber verpflichtend bleiben. Ohne Diskussionsgebot, das zum Frieden beiträgt, kein Salär!
Tabus sollten archaische, überwundene Topoi sein, wie in den Naturwissenschaften. Trotz der Gefahren, die aus dem Privat-Politischen erwachsen könnten, wenn die Erde mal wieder massentauglich als Scheibe erscheint oder die anerkennungsgierige Ilse-Bill Gott dekonstruierte.
Zu den Verwerfungen, die die Naturwissenschaften in Zukunft in Sachen privates Glück (Stammzellenlotterie zur Menschwerdung) und deren politschen Folgen beitragen, dürften Theologie und Gender-Wissenschaften schon jetzt wie hübsche Sagen und Märchen aus welchem vorgestrigen Buch auch immer erscheinen. Also, Professores, seid Euch Eures Glückes bewusst und redet miteinander BALDUR JAHN, taz.de
Kognitive Dissonanz
■ betr.: „Bibel-Streit an der Humboldt-Uni, taz.de vom 23. 4. 15
Das Alte Testament abschaffen, weil wir zu faul geworden sind, uns in den Erscheinungskontext und Entstehungskontext des Buches hineinzudenken, ganz großer wissenschaftlicher Stil, meine Herren. Gut gemacht! Bitte geben Sie Ihre Professorenstellen am Ausgang ab und schauen Sie zu Hause nach, ob Sie Ihr Hirn wiederzufinden vermögen.
Ich habe in meinem Leben noch nicht so schlechte Argumente dafür gehört, nicht von Theologen. Christus, selbst Jude, begründet seine Erscheinung und Rechtmäßigkeit und göttliche Herkunft mit – Trommelwirbel – dem AT. Beständig verweist er auf das Wesen Gottes, wenn er sein eigenes Wesen als Vorbild nennt. Er spricht von sich selbst beständig als einer „Kopie“, als jemandem, der von einem Vorbild gelernt hat und diesen nacheifert.
Und er stößt die anderen Juden um sich herum beständig mit der Nase darauf, dass sie diese Erkenntnis schon lange ohne ihn hätten haben können, wenn sie denn endlich mal das AT auch lesen würden und nicht nur drüber reden.
Und jetzt kommen diese selbsternannten Theologen und Experten angelaufen und machen genau dieselben Fehler, die in ihrem geliebten Neuen Testament von ihrem eigenen Vorbild schon angekreidet werden. Zu so viel kognitiver Dissonanz und selektiver Wahrnehmung muss man erst mal fähig sein! nanymouso, taz.de
Ewigkeitslasten
■ betr.: „Biosphärenreservat bedroht: Zu viel Schwefelsalze in der Spree“, taz.de vom 22. 4. 15
Bergbauschäden, beziehungsweise Spätfolgen der Stromerzeugung werden immer vergesellschaftet! Wie im Ruhrgebiet, da wurden die „Ewigkeitslasten“ des Steinkohlebergbaus von der „Produktion“ auf eine kapitalgedeckte Stiftung verschoben, die jetzt die alten Gruben absaufen lassen will, mit Inventar einschließlich PCB-haltigem Müll = Grubenwasser, das über die Vorflut entsorgt wird. Oder die AKWs, deren Rückbau plus Endlagerung wohl nicht zu finanzieren ist, bis hin zur Braunkohle mit den im Artikel angesprochenen Problemen. Die Reste, hier das Grubenwasser, werden in die Umwelt abgeleitet, koste es was es wolle. Geht ja nur um das Oberflächen- und Grundwasser, die Trink- und Brauchwasserquelle für ein paar Millionen Einwohner, das verläuft sich dann ja zu Centbeträgen.
Wer glaubt, Folgelasten von „Industrie“ müsste der Verursacher tragen, glaubt auch an den „Klapperstorch“. Solche Prinzipien treffen nur den Einzelnen. Wenn ein Öltank ausläuft, ein Tankwagen umkippt, gibt es Riesenterz, den der Verursacher bezahlen muss. Wenn ich die Wasserversorgung von Millionen verseuche, ist das unverhinderbares Übel unserer Lebensweise und muss von allen getragen werden. Sikasuu, taz.de
Keine Belastung
■ betr.: „Zunahme von Asylbewerbern: Ausländer überfordern Behörde“, taz.de vom 22. 4. 15
Denkt doch bitte mal über eure Überschrift nach. Nicht die „Ausländer überfordern“ die Behörde, sondern der strukturelle Ausstattungsmangel ist das Problem. Die Ausländer stellen ja nicht absichtlich besonders komplizierte Anträge, sondern sie verlangen einfach nur administrative Dienstleistungen, die ihnen zustehen.
Und sie kommen sicherlich nicht mit Absicht in Scharen, sondern jede/r hat für sich selbst entschieden, nach Europa zu kommen. Also bitte, bitte, stoßt nicht ihr auch noch in dasselbe Horn von der „Überlastung durch Flüchtlinge“. Diese Menschen sind keine Belastung für uns, sondern Hilfesuchende. Als solche sollte man sie behandeln und auch bezeichnen. Soungoula, taz.de