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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Das Problem liegt bei der Politik

■ betr.: „Der Aufstand der Forscher“, taz vom 18. 8. 12

Das Problem liegt auch bei der Politik, die 2008 das Urheberrecht zugunsten der großen Verlage novelliert hat. Diejenigen, die auf Lieferdienste der öffentlichen Bibliotheken angewiesen sind, fehlte wohl die Lobby. Und die Bibliotheken, für viele Zeitschriften die Hauptabnehmer, können die hohen Kosten nicht mehr refinanzieren, indem sie PDFs der Aufsätze auch an kommerzielle zahlungskräftige Kunden liefern. MARTINA RABENTE, Köln

Kleine Änderungen bewegen viel

■ betr.: „Der Aufstand der Forscher“, taz vom 18. 8. 12

Die große Revolution ist gar nicht erforderlich, schon kleine Änderungen könnten viel bewegen. Ein konkreter Vorschlag der deutschen Wissenschaftsorganisationen und Bibliotheksverbände heißt „unabdingbares Zweitverwertungsrecht“. Würde dies im Urheberrecht eingefügt, so könnte jeder Wissenschaftler nach einer gewissen Frist seine Artikel auf seiner Homepage oder auf dem Publikationsserver der Bibliothek veröffentlichen. Damit müssten keine Verlage mehr boykottiert werden, und dennoch wäre gewährleistet, dass wissenschaftliche Information langfristig frei verfügbar ist. Ein durchaus erwünschter Nebeneffekt: Mondpreise für wissenschaftliche Journals ließen sich dann kaum mehr durchsetzen. Die deutsche Wirtschaftspolitik hat in den neunziger Jahren viel Mut bewiesen, als es darum ging, die bestehenden Monopole in der Telekommunikationsbranche und später auch auf dem Energiemarkt aufzubrechen.Genau dieser Mut ist nun auf dem Markt für wissenschaftliche Informationen gefragt. KLAUS-RAINER BRINTZINGER, Vorsitzender des Vereins Deutsche Bibliothekare, München

Es kann so nicht weitergehen

■ betr.: „Die Illusion ist, dass es weitergeht“, taz vom 18. 8. 12

Sahra Wagenknecht ist insoweit zuzustimmen, als sie bemerkt, dass die augenblickliche „Eurokrise“ nicht nur eine irgendwie lokal bedeutsame Krise bezeichnet, sondern dass sich dahinter die noch viel größere Krise des gegenwärtigen Hyperkapitalismus verbirgt. Riesige „überflüssige“ spekulative Geldblasen auf der Suche nach der rentabelsten Anlage überschwemmen die gegenwärtige Finanzwelt. Schon der berühmt-berüchtigte „Sack Reis, der in China umfällt“ kann dafür sorgen, dass diese Blasen platzen. Es wird und es kann so nicht weitergehen. Es gibt nur die Alternativen, diese quasi „überflüssigen“ Gelder entweder abzuschöpfen (Besteuerung und Finanztransaktionskosten), auszuschalten (Schuldenschnitte) oder diese Finanzblasen weiter dabei gewähren zu lassen, unsere Weltwirtschaft zu zerstören. MICHAEL HEINEN-ANDERS, Köln

Totalitärer Wind

■ betr.: „BW-Einsätze im Inland“, taz vom 18. 8. 12

Die schwammig-nebulöse Formulierung eines Katastrophenszenarios lässt die Bürger im Ungewissen. Diese Gesetzesänderung öffnet die Büchse der Pandora und ermöglicht nun Hardlinern in der Regierung, Andersdenkende mit der Bedrohung durch Soldaten und Kriegswaffen einzuschüchtern beziehungsweise mundtot zu machen. Man spürt immer stärker den totalitären Wind, den die Kanzlerin ganz offensichtlich in der DDR verinnerlicht hat.

MIRA ERIKSEN, Klosterdorf/Oberbarnim

Unausgewogen berichtet

■ betr.: „Rocky und die Stuttgarter Republik“, taz vom 18. 8. 12

Gibt es denn einen besonderen Grund dafür, dass die taz in ihrer Berichterstattung zur Stuttgarter OB-Wahl so unausgewogen berichtet? Durchaus etwas mehr Beachtung hätte man der parteilosen Kandidatin Bettina Wilhelm im genannten Artikel schenken können – könnte sie doch die erste Frau im Amt werden. Und schon aus Höflichkeit hätte man darauf hinweisen müssen, dass auch sie auf dem Bild zum Artikel abgedruckt ist, statt nur ihre männlichen Kollegen zu benennen. Dabei bleibt auch schleierhaft, warum sie nicht zur taz-Veranstaltung im Stuttgarter Theaterhaus im September eingeladen wurde. Anstatt darüber aufzuklären, was denn nun der Cappuccino kostet, wäre ein ausgewogener und gut recherchierter Artikel wünschenswert gewesen. MONA HEISS, Berlin

Hallo, Berlin, ist da jemand?

■ betr.: „Kandidatenflut für Wahlkampf bei den Grünen“, taz vom 20. 8. 12

Was ihr Flut nennt bei den Grünen, nenne ich Demokratie. Sich auf den Füßen herumstehen steht im „Appetithäppchen“ auf der ersten Seite der gestrigen taz. Was soll das? Steht ihr eher auf in innerparteilichen Machtzirkeln gekürte EinzelkämpferInnen? Ich bin verwundert, wie die taz sich verhält, wenn lebendige Demokratie ansatzweise bei einer Partei stattfindet. Der Kommentar von Ulrich Schulte („Die Partei hat die Wahl“) hat es zum Glück noch mal ins richtige Licht gerückt. Ich kann auch Katrin Göring-Eckardt nicht verstehen, wenn sie denkt, die grüne Basis hätte keine Lust auf Urwahl. Natürlich haben wir Lust auf Mitbestimmung an der Basis. Und um sorgfältig entscheiden zu können, wünschen wir uns eine persönliche KandidatInnenvorstellung auch in der Provinz. Hallo, Berlin, ist da jemand? STEPHANIE OTTO, OV Grüne Bad Kreuznach