LESERINNENBRIEFE :
Nutzpflanzenvielfalt erhalten
■ betr.: „Die Äpfel der Kindheit“, sonntaz vom 18. 10. 09
Die Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt rückt erfreulicherweise immer mehr ins gesellschaftliche Bewusstsein.
Es ist zu hoffen, dass das ausgegebene Reisermaterial auch auf Sortenechtheit überprüft wurde. Da die Fachkompetenz auf diesem Gebiet während der vergangenen Jahrzehnte nicht gefragt war, ist diese unter angestellten Forschern kaum noch vorhanden. Die zahlreichen nichtinstitutionellen Sortenexperten werden vom öffentlichen Netzwerk bisher kaum konsultiert. Auch sind fast keine der dort vorhandenen umfangreichen Sortensammlungen bisher dem Netzwerk angeschlossen. Die sichere Klärung von Sortenidentitäten kann ohne die gebündelte Erfahrung dieses Expertenkreises und ohne Vergleiche mehrerer Standorte faktisch nicht geleistet werden. Ein Vielfaches an Sorten und unbekannten Typen könnte in kurzer Zeit gesammelt und katalogisiert werden – nicht nur die relativ langlebigen Äpfel, sondern auch Steinobst und Beerenobst, die selten älter werden als 30 Jahre! Tatsächliche Fortschritte zur Sicherung des lebenden kulturellen Erbes benötigen langfristige Strategien und vor allem eine sichere finanzielle Grundlage. Derweil bemüht sich das Pillnitzer JKI um die Durchsetzung gentechnischer Züchtung für Obstsorten – erklärtes Ziel: mit Erbgutmanipulation unter die künftig vier weltweit angebotenen Apfelsorten zu kommen. Ein Bruchteil des dafür eingestellten Budgets könnte genügen, um das obstbauliche Genmaterial unseres ganzen Landes zu sichern – wenn man das tatsächlich will. HERBERT RITTHALER,
Pomologe und Baumschuler, Hütschenhausen
Kennzeichnung fehlt
■ betr.: „Warnung vor Nanotechnik“, taz vom 22. 10. 09
Das Umweltbundesamt warnt uns Verbraucher vor Gesundheitsgefahren durch Feinststäube, sogenannte Nanopartikel. Diese sind enthalten in hunderten Produkten, zum Beispiel in Textilien, Kosmetika. Eine Kennzeichnungspflicht für diese seit Jahren auf dem Markt befindlichen Produkte besteht aber nicht. Wir Verbraucher haben keine Kenntnis, können daher die Warnung des Amtes beim Kauf nicht berücksichtigen.
Ursache für dieses Dilemma: Der Gesetzgeber befindet sich, was die Regelung der Nanotechnologie betrifft, in einem jahrelangen Tiefschlaf. Der Start in eine wirksame Gesundheitsvorsorge ist überfällig. EUGEN PRINZ, Schwarzenbek
Trübe Aussichten fürs Klima
■ betr.: „Merkel mit Polen gegen Klima“, Kommentar von Daniela Weingärtner, taz vom 31. 10. 09
Gerade in der jetzigen Wirtschaftskrise täten wir gut daran, mehr in den Klimaschutz zu investieren. Statt „geklotzt“ wird jedoch zögerlich „gekleckert“. Jeder schaut auf den anderen und erwartet, dass sich dieser als erster bewegt. Das ist natürlich nicht nur für das Klima ein gefährliches Spiel, sondern birgt die Gefahr in sich, dass wir bald bei der Entwicklung von Umwelt- und Klimatechnologie im Wettbewerb zurückfallen!
Schade, kein guter Start für die EU, mal sehen was in Kopenhagen herauskommt, zurzeit sind es eher trübe Aussichten, was die nächste Weltklimakonferenz bringen wird. Aber nicht nur die EU, unsere eigene Vorreiterrolle könnte schon bald der Vergangenheit angehören. Auf dem EU-Klimagipfel wurde eine Chance vertan!
CHRISTIAN LUKNER, Bonn
Elektroauto ist kein Heilmittel
■ betr.: „Elektroautos statt Spritschlucker. Die US-Autoindustrie startet neue Projekte für Elektrofahrzeuge“, taz vom 30. 10. 09
Wieder einmal hat die taz es geschafft, die nachhaltige Entwicklung mit den Waffen des Wirtschaftswachstums zu schlagen. Neueste Errungenschaft ist nun das Elektroauto, das die Autorin als Heilmittel gegen die Spritschlucker anpreist. Zugegeben, beim Auspuff kommt da nicht mehr viel an problematischen Stoffen heraus, fraglich ist nur, wie der Strom dafür produziert wird und welche Stoffe dann bei den Batterien übrigen bleiben.
Ein einfacher Ersatz löst unsere Verkehrsprobleme und die damit verbundene Umweltkrise und die sozialen und ökonomischen Schwierigkeiten nicht. Mit der massenhaften Verwendung von Elektroautos könnte sich das CO2-Problem sogar noch massiv verschärfen. Notwendig wären da auch noch leichtere und kleinere Fahrzeuge, Verzicht – ja, meine Güte! – Verzicht auf überflüssige Fahrten und geringere Geschwindigkeiten und … UWE SCHEIBLER, Göttingen