LESERINNENBRIEFE :
Wir leben in einem Irrenhaus
■ betr.: „BA verteidigt Schrittzähler“, taz vom 10. 12. 12
Wer innerhalb von 40 Tagen am meisten läuft, bekommt einen Preis! Und dann?
Bisher habe ich zu einzelnen Vorkommnissen schon mal gedacht, in einem Irrenhaus zu leben. Jetzt bin ich überzeugt: Wir leben in einem Irrenhaus! Putzfrauen für arbeitswillige Frauen, Betreuungsgeld für Daheimgebliebene, staatlich verordnetes Rauchverbot, jedem Dorf seine Autonummer usw. usw. Kann man da noch Zweifel haben? INGE NAUJOKS, Krefeld
Eine klare Haltung haben
■ betr.: „Flache Neue Welt“, taz vom 11. 12. 12
Journalismus: Quo vadis? Spannend sind doch nicht die Eltern, die ihre Kinder vor Flatscreens und iPads setzen, sondern eher diejenigen, die versuchen, sich dem entgegenzustellen. Als ganz normaler, auch oft überforderter Vater und bestimmt nicht perfekter Gutmensch nehme ich mir trotzdem heraus, mein Kind von Fernsehen und Computern fernzuhalten. Wer sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigt, findet schnell heraus, dass diese dem Kind zum einen nichts bringen und zum anderen wirklich schaden oder zumindest wichtige Entwicklungen beeinträchtigen oder verhindern. Und oh ja, die Medienkompetenz: Gerade weil Kinder so schnell lernen, bauen sie diese in kürzester Zeit auch noch als Teenager auf. Bis zum 10. Lebensjahr verpassen sie da – na? Genau: gar nichts. Schotte ich damit mein Kind von der Außenwelt ab? Nein, bei Freunden oder wo auch immer kann und will ich Einflüsse nicht vermeiden. Zu Hause kann man als Eltern aber eine klare Haltung haben. Und ja, das ist anstrengend. ALEXANDER KÖPPEN-DLUGOSCH, Berlin
Das Abbrennen untersagen
■ betr.: „Menschenrecht auf Pyrotechnik“ u. a., taz vom 11. 12. 12
„Verspäteter Anpfiff, keine Verletzten“ ist gelinde gesprochen eine ganz schlechte Analyse der abgebildeten Situation. „Unerlaubte Pyro, brennende Transparente und Hosen und zum Glück nur ein Feuerwehreinsatz“ wäre eine zutreffendere Beschreibung gewesen. Diese Pyroaktion war ein gutes Beispiel dafür, warum es Sinn macht, das Abbrennen zu untersagen. Solche Aktionen zeigen, wie wichtig es ist, dass alle Anspruchsgruppen (Fans, Vereine, Polizei und Politik) den Themenkomplex „Sicherheit im Fußball“ sachlich und selbstreflektiert gemeinsam diskutieren. KAI VOERSTE, Hamburg
Da war doch noch was
■ betr.: „Kontrollwahn voll entbrannt“, taz vom 11. 12. 12
Der Kommentar von Andreas Rüttenauer stellt zunächst sehr ausgewogen das bunte Mosaik der friedlichen wie auch gewaltbereiten Fans, ihrer Aktionen und ihrer Wahrnehmung dieser Aktionen dar. Dann aber folgt nur noch die Abrechnung mit den „Sicherheitsapologeten“, die nichts wollen als „totale Kontrolle über die Stadien“, „Fanklubs mittels Kollektivbestrafungen den Stadionzutritt verwehren“ und mittels der Sicherheitsdienste „Fans in den entblößten After schauen – es könnte ja darin Pyrotechnik ins Stadion geschmuggelt werden“. Aber da war doch noch was … richtig: der Schlagzeilen-Subtext, in dem es heißt: „Sicherheitspolitiker verlangen, dass sich die Bundesligaklubs einem Verhaltenskodex unterwerfen“. Nun, da kann ich als Angehöriger des „liberalen Bürgertums“ eigentlich ganz gut zustimmen. Und wenn es weiter heißt: „Organisierte Fans sehen darin einen Angriff auf die Fankultur und die Bürgerrechte der Zuschauer“, kann ich nicht zustimmen, denn das „Menschenrecht auf Pyrotechnik“ endet da, wo das Bürger- und Menschenrecht meines Mit-Fans auf körperliche Unversehrtheit anfängt.
FRIEDRICH HELM, Hamburg
Die Spinner gewähren lassen?
■ betr.: „Kontrollwahn voll entbrannt“, taz vom 11. 12. 12
Gewiss ist es wenig sinnvoll, durch übertriebenen Kontrollwahn die Bürgerrechte auszuhebeln. Dann aber muss man von den Fans erwarten dürfen, dass sie selber mit dem sehr gefährlichen Problem von Pyrotechnik fertig werden und vor allem mit den Gewaltszenen vor, während und nach dem Spiel. Eine „Denunziationskultur“ ist nicht gegeben, wenn man diese Leute anzeigt. Soll man die Spinner denn gewähren lassen oder qua Selbstjustiz selber einschreiten? So geht’s nun auch nicht … F. LOTHAR WINKELHOCH, Gummersbach
Fernsehen? No go
■ betr.: „Zwangsabgabe auch für Nichtkonsumenten“,taz vom 10. 12. 12
Der öffentlich rechtliche Rentnerfunk verliert, seit es das Internet gibt, die Jungen. Für die meisten Jungen ist der Fernseher nur noch das tägliche Schlafmittel der Eltern. Streamen ist in. Fernsehen? No go. Um das staatliche Probeliegen-Gedödel aufrechtzuerhalten, werden auch die Jungen jetzt dauerhaft zur Kasse gebeten. Sie müssen zahlen, ohne je eine Leistung auch nur zu wollen?
Dann ist das Verursacherprinzip, nachdem nur das zu zahlen ist, was man wenigstens bestellt hat, gestorben. Beim Fernsehen. Wegen politischer Schlafmittelüberdosierung. Mit dem gleichen neuen Unrecht fordere ich daher eine „Printmediengebühr“ pro Haushalt zum Erhalt der Zeitungen für die Alten. MICHAEL MARESCH, München