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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Waschechte Berliner

■ betr.: „Auch die andere Seite erreichen“, taz vom 3. 1. 13

Einmal Migrantin – immer Migrantin! Das darf nicht so bleiben! Diese bürokratische Klassifizierung von Zugezogenen beziehungsweise Zugewanderten nach Berlin muss verschwinden! Fühlen Sie sich, Frau Lüke, mit der Bezeichnung „Migrantin“ und „Integrationsbeauftragte“ wirklich wohl? Ich mag diese Bezeichnungen nicht.

Wer ist Berliner? Nun, das war einmal so: Wer nach Berlin gezogen ist, in der Stadt für viele Jahre lebt und arbeitet, der ist Berliner. Berliner ist vor allem, wer die Stadt liebt und sich hier wohl fühlt. (So ist das vermutlich auch mit den „New Yorkern“.) Wer in Berlin geboren ist und hier gerne lebt und arbeitet, der ist echter Berliner! Sind auch die Eltern und die Großeltern in Berlin geboren, der wurde dann als waschechter Berliner bezeichnet oder sagte von sich selbst: „Ich bin ein waschechter Berliner!“ Eine schöne Sicht oder eine gute Denkweise. Ohne bürokratischen Schnickschnack!

Mich stört seit Langem diese reichlich blöde Bezeichnung „Migranten“, ebenso die Bezeichnungen „Migrationshintergrund“ und „Migrationsorganisationen“, auch die Bezeichnung „Integrationsbeauftragte“. Meine Güte! Diese „wissenschaftlichen“ Bezeichnungen bedeuten in der gesellschaftlichen Wirklichkeit des Zusammenlebens von unterschiedlichen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Lebensläufen Abgrenzung, Ausgrenzung, Diskriminierung und viel Abstand zu diesen Menschen auf lange Zeit. Menschen, die mit dem Vorsatz nach Berlin gezogen sind, sich in neue Lebensumstände einzuleben und sich hier wohlzufühlen, die neuen Lebensumstände anzunehmen und von diesen angenommen zu werden. Sollen sie ewig „Migranten“ sein und bleiben?

Es sollte viel mehr hervorgehoben werden und ins Bewusstsein dringen, dass es in Berlin eine finnische Gemeinde, eine amerikanische Gemeinde, eine türkische Gemeinde, eine chilenische Gemeinde, eine russische Gemeinde und, und, und gibt – und keine „Migrationsorganisationen“! Und alle sind aus Überzeugung Berliner, weil sie die Stadt lieben! GERDA FÜRCH, Berlin

Dumpfyuppies

■ betr.: „Spätzle-Angriff auf Käthe Kollwitz“, taz vom 15. 1. 13

Habe beschlossen, dass ich zu cool für so ’ne Scheiße bin und in Zukunft jegliche Artikel, die „Schwaben“ und „Prenzlauer Berg“ beinhalten, ignorieren werde. Es gibt nun wirklich Spannenderes, als irgendwelchen Dumpfyuppies dabei zuzugucken, wie sie Autonome (oder was sie darunter verstehen) spielen. Gemeint sind damit übrigens beide Seiten. Wer unter sich sein will, dem sei geraten, sich ein schönes kleines Dorf zu suchen. Kostet auch nur einen Bruchteil der Miete in angesagten Städten. AARON, taz.de

Schwaben gegen Bayern

■ betr.: „Spätzle-Angriff“, taz vom 15. 1. 13

Da sieht man mal wieder, was für ein rassistisches Volk die Deutschen doch sind. Nicht nur, dass sie sich als Herrenmenschen gegenüber Ausländern aufspielen, sogar untereinander feinden sie sich an, nur weil sie aus anderen Gebieten kommen. Berliner gegen alle Süddeutsche, Badener gegen Schwaben, Schwaben gegen Bayern, Bayern gegen Franken, Ossis gegen Wessis, Oberschwaben gegen Albschwaben, Oberbayern gegen Niederbayern, Oberfranken gegen Niederfranken. Und die Berliner sind genauso kleinkariert: Moabiter gegen Neuköllner, Neuköllner gegen Kreuzberger! QUERULANT, taz.de

Intellektuelle Nacht

■ betr.: „Spätzle-Angriff“, taz vom 15. 1. 13

„Ein neuer Morgen dämmert über dem Prenzlauer Berg. Schwabylon wird frei sein.“ Welch Irrtum. Käthe Kollwitz mit Nudeln zu behängen, ist ja wohl tiefste intellektuelle Nacht. Und ein letzter Beweis, dass diese Bionadeschwaben immer noch gar nichts begriffen haben. Und vielleicht tatsächlich hier nichts verloren haben. Auch angesichts von so dramatisch wenig Humor. Nur weil Zottelkopf Thierse zu seinem Abschied aus der Politik sich seinen ersten öffentlichen Spaß erlaubt, gleich beleidigt sein. BERLINER, taz.de