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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Vielen Männern fehlt Feingefühl

■ betr.: „Flirt ist Flirt“, taz vom 26. 2. 13

Endlich eine klare Abgrenzung! Ob es Flirt oder Anmache ist, ob es lustvoller Schlagabtausch oder sublime Machtausnutzung ist, ist eine Frage der Augenhöhe! Ob Männer das wirklich nicht unterscheiden können, wage ich zu bezweifeln! Leider fehlt vielen Männern (und nur wenigen Frauen) hier das Feingefühl. Wenn es den jeweiligen Partner schmunzeln lässt, ist es Flirt. Wenn jedoch durch eine sexuelle Anspielung die Anliegen und Argumente der (meist) Frau dadurch auf eine Ebene gezogen werden, die sie verwirrt und somit sprachlos macht, ist es Machtausübung, weil ihr Anliegen dadurch plötzlich weggewischt ist. Ich finde diese Debatte wichtiger als die Frage nach der Quote. Wenn Frauen das Selbstbewusstsein haben, hier klar zu sagen, was sie wollen und was nicht, erübrigt sich die Quote. REGINA WEISER, Bochum

Es geht um die Ethik

■ betr.: „Flirt ist Flirt“, taz vom 26. 2. 13

Heide Oestreich hat in ihrem Artikel „Flirt ist Flirt“ die Sexismusdebatte voll auf den Punkt gebracht.

Wäre ich Journalist und würde einer Wirtschaftsführerin eine Fachfrage stellen, und die Antwort, die ich erhalte ist: „Können Sie mit Ihrem Schwanz“ überhaupt eine Frau befriedigen (gleichsam Sprachgebrauch Berlusconi), wäre auch ich erst einmal sprachlos. So kann und darf der Umgang zwischen den Geschlechtern nicht funktionieren. Es geht um die Ethik, wie wir als Menschen zusammen leben möchten. ULRICH FECHNER, Hohenbrunn

Die Ernährungsdiktatur ist da

■ betr.: „Die Kontrollen haben versagt“, taz vom 26. 2. 13

Verrückt: „Die Kontrollen haben versagt.“ So ein Quatsch. Die europäische Landwirtschaftspolitik hat versagt. Großstrukturen und weltweite Monopole lassen sich nicht kontrollieren. Die Diktatur von etwa sieben weltweit agierenden Ernährungsmultis lässt sich nicht mehr kontrollieren. Die Ernährungsdiktatur ist – wie Tanja Busse meinte – schon da. Die europäische Landwirtschaftspolitik hat versagt. Die Politik der derzeitigen Koalition in Berlin hat versagt und die Presse hat versagt – von der FAZ bis zur taz, wenn sie solche Artikel bringt. ELISABETH MEYER-RENSCHHAUSEN, Berlin

Tabus aufbrechen

■ betr.: „Die Gewerkschaftschefs wollen nicht“, taz vom 23. 2. 13

Ohne Frage rührt das Verlangen nach einer Arbeitszeitverkürzung an gesellschaftliche Tabus. Doch diese Art Tabus muss aufbrechen, wer die Hegemonie der wirtschaftsnahen Presselandschaft in Fragen dieser Art konterkarieren will. Dass die Gewerkschaften zu den größten Bremsern bei der Frage einer gesamtgesellschaftlichen Arbeitszeitverkürzung zählen, verwundert nicht. Schließlich gaben sie im öffentlichen Dienst die Marschrichtung vor. Eine einmal erreichte Arbeitszeitverkürzung wurde teilweise wieder zurückgenommen, nur um den Kampf um ein Mehr an Pseudo-Lohnprozenten vermeintlich zu vereinfachen. Statt wie in Frankreich 35 Stunden wird in Deutschland zunehmend wieder über 40 Stunden die Woche gearbeitet. Dies ist nicht allein den Gewerkschaftsführern zuzurechnen, doch wer dazu, die Machtfrage entschieden zu stellen, im Grunde gar nicht bereit ist, der darf sich über den gesamtgesellschaftlichen Schaden, wie beispielsweise die unseligen Hartz-Gesetze, die Deregulierung der Leiharbeit und einiges andere mehr am Ende nicht beklagen. MICHAEL HEINEN-ANDERS, Köln

Politischer Wandel statt Stabilität

■ betr.: „Komiker schlägt Regierungschef“ u. a., taz vom 26. 2. 13

Stabilität ist keine Garantie für eine gute Politik – und eine politische Veränderung ist selten mit Stabilität verbunden. Viele Italiener wünschen sich eher einen echten politischen Wandel als eine Stabilität, die den Finanzmärkten und Deutschland gefällt.

Eine wichtige Erkenntnis: 70 Prozent haben Berlusconi nicht gewählt. Die Chance: Eine Zusammenarbeit zwischen dem Mitte-links-Bündnis von Bersani und dem Movimento 5 Stelle von Grillo, zuerst um eine demokratische Reform des Wahlsystems durchzusetzen; zweitens um die Medienlandschaft stärker zu regulieren und von Großunternehmen und Politik unabhängiger zu gestalten; drittens um die Frage der Moral/der Transparenz in der Politik zu stellen. Die politische Kaste soll sich endlich der Zivilgesellschaft öffnen und nicht einen exklusiven Status von Parteifunktionären oder beauftragten Rechtsanwälten bleiben. Die Korruption, die Steuerhinterziehung, die Mafia usw. sollen bekämpft werden und die Justiz soll entsprechend gestärkt werden. DAVIDE BROCCHI, Köln

Eigene Beteiligung erforderlich

■ betr. „Meine Lust, darum bin ich hier“, taz vom 23. 2. 13

Der Spätpubertierende sucht leidenschaftliche Liebe und findet Sex. Da er noch unreif ist, kennt er nicht den Unterschied zwischen Filmen, vor allem Hollywood-Produktionen, und der Realität. Auch weiß er nicht, dass, unabhängig von der Jahreszeit, vor allem seine eigene, persönliche emotionale und unmittelbare Beteiligung gefordert ist (bei allem, was in seinem Leben passiert). Deshalb ergießt sich dann aufs Papier … SIGRID MELLER, Albstadt