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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Vorurteile werden abgebaut

■ betr.: „Roma: Die geschürte Angst“, taz vom 4. 3. 13

Es freut mich, dass mit Zahlen und Fakten über die Migranten aus Bulgarien und Rumänien berichtet wird. Dadurch werden Vorurteile abgebaut. Leider gehen dem Staat durch Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit jährlich ca. 130 Milliarden Euro verloren. Würden zudem die oberen 50 Prozent der Bevölkerung jährlich 1,5 Prozent ihres Geldvermögens zur Verfügung stellen, kämen noch über 70 Milliarden Euro dazu. Mit diesen ca. 200 Milliarden Euro ließe sich ein nachhaltiges Konjunkturprogramm finanzieren und Staatsschulden abbauen. ARTUR BORST, Tübingen

Wahlkampf mit Vorurteilen

■ betr.: „Roma: Die geschürte Angst“, taz vom 4. 3. 13

Die taz berichtet wieder einmal über ein Problem so objektiv, wie es sonst kaum in der Presse zu finden ist. Das angesprochene Problem besteht darin, dass von den rechtskonservativen Kreisen, auch und gerade vom Bundesinnenminister, rassistische Vorurteile gegen die Roma in den Vordergrund gestellt werden, die ihr Fundament in der Propaganda des „Dritten Reichs“ haben, und das, um Wahlkampf zu betreiben.

Tatsache ist doch, dass die genannten Städte wie Dortmund oder Duisburg nicht durch diese zugezogene Bevölkerungsgruppe an den Rand des Bankrotts geraten sind, sondern durch die schon seit Jahren verordnete Politik des Sparens durch den Bund. Und noch eines: Bewohner eines EU-Landes haben das Recht, sich überall in der EU niederzulassen. Das hat die Bundesregierung unter Frau Merkel doch gewusst und gewollt. Es wird auch kaum darüber berichtet, wie sehr diese Menschen, die voller Hoffnung auf Arbeit gekommen sind, immer wieder ausgebeutet und auch um ihren verdienten Lohn von einheimischen Arbeitgebern betrogen werden. Jetzt so zu tun, als ob der Zuzug illegal sei, ist nur eine erneute Wahlkampflüge mit einem eindeutigen rassistischen Hintergrund, der, wie gesagt, aus der Argumentation des „Dritten Reichs“ stammt.

ALBERT WAGNER, Bochum

Es ist ein Unterschied

■ betr.: „Bei Rassismus denke ich an Mengele“, taz vom 26. 2. 13, „Wie lebendig die Welt ist“, LB K. Hörter, taz vom 27. 2. 13

Es ist durchaus ein Unterschied, ob man eine kulinarische Spezialität nach einer Stadt oder einem Land benennt oder ob eine Spezialität nach einem einzelnen Körperteil einer Ethnie benannt wird!

Wir leben in einem Land, das vor wenig mehr als 100 Jahren als Kolonialmacht die Köpfe ermordeter Herero aus dem damaligen „Deutsch Südwestafrika“ (heutiges Namibia) für „Rassestudien“ nach Deutschland (zum Beispiel nach Freiburg!) gebracht/geraubt hat. Mir wird bei dem Begriff „Mohrenköpfle“ einfach nur schlecht, und ich denke, es geht besonders auch internationalen Gästen und deutschen mit afrikanischen Wurzeln so; der Begriff kann in Deutschland unmöglich neutral verwendet werden.

Falls übrigens die Anfeindungen gegen Schwaben in Berlin sich extrem zuspitzen sollten, fänden Sie es angemessen, in Prenzlauer Berg „Schwabenköpfle“ zu essen? Na dann, guten Appetit!

ANTONIE MAYBAUM, Berlin

Das Opfer ist zuständig?

■ betr.: „Glückwunsch, Frau Schröder“, taz vom 1. 3. 13

Ich verstehe Ihr positives Urteil nicht. Das Kind berät sich mit seiner Mutter, wie es die Oma davon abbringen kann, seine Grenze zu verletzen? Das Opfer ist also dafür zuständig, dass die Täterin ihr Verhalten ändert? Die Mutter müsste sich mit der Oma darüber auseinandersetzen!

Die Realität sieht aber im Allgemeinen anders aus; da wird das bei der Mutter Hilfe suchende Kind darüber belehrt, dass „die Oma es sicher nicht so gemeint hat“. Und die völlig normale Reaktion von Kindern auf Übergriffe, Gesichtverziehen, Sich-heftig-aus-der-Umarmung-Winden oder, wenn das alles nicht hilft, Brüllen oder Treten, wird einfach nicht als Notwehr anerkannt (sondern als ungezogenes Verhalten gebrandmarkt)! Es ist aber eben so: Wenn die Oma diese Reaktion nicht hinreichend findet, dann ist und bleibt sie das Problem. Denn man wird von so jemandem nicht ernsthaft denken können, dass er sich so einfach von einem Kind, dem er ja bisher auch keinen Respekt entgegengebracht hat, eines Besseren belehren ließe. Es sind die Erwachsenen, die die Verhältnisse, in denen Kinder durch unzureichende Erziehungspersonen zu übergriffigen Erwachsenen erzogen werden, stoppen müssen. MARION GNUSCHKE, Kassel

Was gibt es da nicht zu verstehen?

■ betr.: „Ja, ich will“, taz vom 28. 2. 13

Danke an die Frauen der Redaktion Missy Magazine.

Das Empörende an der Diskussion über Sexismus sind die Undifferenziertheit und die permanente – fast schon mantramäßige – Gleichsetzung von Sexismus und Sex in den Medien. Wie lange müssen sich Frauen die alte Leier von Lustfeindlichkeit und Prüderie noch anhören, nur weil sie NEIN sagen zu übergriffigem, bis hin zu gewalttätigem Verhalten, welches ausschließlich der Machtdemonstration dient. Frauen wollen Lust, Sex, Erotik und Flirt, und zwar selbstbestimmt und in gegenseitigem Einvernehmen.

In der Tat, was gibt es da nicht zu verstehen!?

MARTINA KOPF, Freiburg