LESERINNENBRIEFE :
Keine Alternative
■ betr.: „Bruderkrieg am Kai“, taz.nord 27. 2. 13
Euer Artikel vermittelt den Eindruck, es bei dem Verein Contterm mit einer bundesweiten Anti-Ver.di-Bewegung in den Seehäfen zu tun zu haben. Das ist mitnichten der Fall, auch wenn Contterm durch die eher traurigen Vorgänge beim Gesamthafenbetriebsverein (GHB) in Bremerhaven dort zu einem gewissen Faktor geworden ist. Allerdings in einem Verhältnis, das für sich spricht: Von 15 zu vergebenen Betriebsratssitzen bei der im letzten Jahr durchgeführten Betriebsratsneuwahl erreichte die Liste von Contterm ganze zwei. Wie viele Mitglieder dieser Verein heute hat, drei Jahre nach seiner Gründung, ist nicht bekannt. Ihr schreibt 500, die Sozialistische Zeitung vom Januar 2013 berichtet von etwa 200 in Bremen/Bremerhaven. Meine Schätzung für Hamburg: es sind circa zwei Dutzend, groß in Erscheinung treten sie hier nicht.
Mit Sicherheit ist viel zu kritisieren und ich habe in den rund 30 Jahren meiner ehrenamtlichen Tätigkeiten bei Ver.di und vorher in der ÖTV auch schon einiges erlebt. Wenn dann einer an Ver.di zweifelt und nach Alternativen sucht, hätte ich ein gewisses Verständnis. Bei den Contterm-Gründern kann davon keine Rede sein: Sie hatten mit der Gremienarbeit nie etwas zu tun und haben aus einem Minimum an Einblick ein Maximum an Ver.di-Feindlichkeit entwickelt. FRANK LADWIG, Hamburg
Produktive Konkurrenz
■ betr: „Bruderkrieg am Kai“ und „Schwächender Konflikt“, taz.nord vom 27. 2. 13
Herr von Appen, Sie kommentieren den Arbeitskampf in den norddeutschen Häfen und machen Ihre Meinung im Titel deutlich: Konkurrenz sei kontraproduktiv. Sie missverstehen den Beitritt Contterms zum Christlichen Gewerkschaftsbund Deutschlands (CGB) als Partnerschaft mit „arbeitgeber-hörigen gelben Gewerkschaften“. Alle Aktionen Contterms im Hafen aber sind Arbeitskampf. Sie vermuten dann, Ver.di würde kritisiert, weil sie durch „Ignoranz, Demagogie und mit Gewerkschaftsausschlüssen den Zulauf zum Konkurrenten Contterm stoppen“ würde. Dabei ist das lediglich die Folge der alternativen Arbeiterorganisierung und genau die muss passieren, wenn Ver.di mit Unternehmern Kompromisse schließt, in denen Arbeiterinteressen keine Rolle spielen.
Wir möchten kurz kurz erklären, warum „Sozialpartnerschaft“ im Artikel Ihrer Kollegin Simone Schnase in Gänsefüßchen gesetzt wurde, und was das mit Tariflohn zu tun hat: Die großen deutschen Gewerkschaften sind befriedet, sie streben höchstens nach Tariflohnerhöhungen, und auch das nur dann, wenn die Unternehmen darunter nicht allzu sehr leiden. Sie streiken befristet, weil alles andere unberechenbare Unbekannte für Betriebswirte bedeutet. Alle zusammen verfolgen Deutschlands Erfolg, das heißt heute Sozialpartnerschaft und hieß früher Volksgemeinschaft. Nichts Gutes kommt dabei raus. Der Gegensatz von Arbeit und Kapital ist notwendig gewaltförmig, und es bedeutet mehr als nur emotionalen Schaden, tatenlos mit anzusehen, wie DGB-Funktionäre mit dem Kapital am Tisch sitzen und entscheiden, wie der Standort nach vorne gebracht wird.
Ihre guten Ratschläge helfen leider keinem abhängig Beschäftigten. Während Sie behaupten, Konkurrenz sei kontraproduktiv, sagen wir mit dem alten Karl, dass produktiver Arbeiter zu sein, kein Glück ist, sondern Pech. SIMON WEISS, Bremen
Der Amtsrat spricht
■ betr.: „Piraten pflegen ihr Image“, taz.nord vom 6. 3. 13
Wie ein knöcherner Amtsrat kommentieren Sie die Geheimniskrämerei des schleswig-holsteinischen Umweltministers, der die Fracking-Interessen der Industrie geheim hält: Das sei doch gar nicht wichtig, alles werde früh genug bekannt gegeben. Mit diesem Gesülze werden Bürger von allen Behörden und immer verhohnepiepelt. Vor Ort stellen wir uns darauf ein, welche Aktivitäten entwickelt werden müssen, um die Fracking-Bestrebungen frühzeitig zum Erliegen zu bringen. Transparenz beginnt nicht beim Bohren, sondern beim Planen. Der Versuch, einen grünen Minister ehrenzuretten, schlägt gründlichst fehl. INGO ENGELMANN, Buchholz