LESERINNENBRIEFE :
Entfachlicht und pädagogisiert
■ betr.: „Das Land mit Mathe versöhnen“, taz vom 19. 6. 13
Das Kind ist schon lange in den Brunnen gefallen –und unsere sogenannten „Bildungsforscher“ haben es kräftig hinuntergestoßen. Herr Hielscher will uns in die Irre führen, wenn er behauptet, es „werde die Lehramtsausbildung von den Fachwissenschaften vernachlässigt“. Systematisch wurde insbesondere das Studium der naturwissenschaftlichen Lehrämter „entfachlicht“, im Zuge der Inhaltsreduktion stattdessen „pädagogisiert“. Studien zeigen, dass die Masse der Lehramtsstudenten in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Studierfeldern den Fachinhalten nicht mehr gewachsen ist. Seriösen Untersuchungen ist schon länger zu entnehmen, dass in NRW von Schülerinnen und Schülern der 9. Jahrgangsstufen der Gymnasien (diese Schulform existiert faktisch nicht mehr) Abituraufgaben in Biologie problemlos bearbeitet werden. Selbst im Fach Mathematik sind bestimmte Aufgabenbereiche ohne Vorwissen lösbar! Naturwissenschaftliches Denken an unseren Schulen gibt es nicht mehr, weil es verpönt ist. Einser-Abis flächendeckend als politisch gewollte Bildungsherrlichkeit – auf der Strecke bleibt der denkfähige Bürger. WERNER ROSENBECKER, Hiddenhausen
Staatsanwaltschaft muss ermitteln
■ betr.: „Die Firma am Waldrand“, taz vom 15. 6. 13
In Bezug auf die massiven Vorwürfe gegenüber der Einrichtung Haasenburg im Land Brandenburg bleibt meiner Meinung nach nur eines: diese Einrichtung zu schließen – unverzüglich. Dann sind neben den folgenden internen Ermittlungen seitens des zuständigen Ministeriums zunächst jedoch staatsanwaltschaftliche Ermittlungen zu führen. All das, was jetzt bekannt geworden ist, ob wahr oder übertrieben, sind in jedem Falle Offizialdelikte, die einen Anfangsverdacht auf strafbare Handlungen in sich bergen. Insoweit hat hier die zuständige Staatsanwaltschaft meiner Meinung nach Ermittlungen aufzunehmen – von sich aus. Als Bürger, als Polizist, als Politiker verlange ich, dass hier vorurteilsfrei und zügig alles aufgeklärt wird. Dies kann das Ministerium mit der gebildeten Ermittlungsgruppe gar nicht. Hier stehen massive Straftaten im Raum und hier hat die Judikative von sich aus zu ermitteln. JÜRGEN MARESCH, Cottbus
Tolle Sportart
■ betr.: „Ein Großer für die kleinen Dinge“, taz vom 19. 6. 13
Danke für eure Berichterstattung vom NHL-Finale. Es ist faszinierend, wie wenig Aufmerksamkeit in der deutschen Medienlandschaft der tollen Sportart Eishockey zugesprochen wird. Mit Dennis Seidenberg steht ein entscheidender Mann in den Reihen der beiden besten Mannschaften der Welt, was braucht es noch mehr? Wenn Dirk Nowitzki mal einen Ball neben den Korb setzt, berichten alle darüber. Dem Eishockeysport mit seinen gar nicht so schlechten deutschen Vertretern in Übersee bleibt meist nur eine Randnotiz. Schade! Das liegt aber vielleicht auch am Deutschen Eishockey Bund (DEB), der besonders in jüngster Vergangenheit beweist, wie eine Organisation gegen die Wand gefahren wird.
Die Vereine aus den DEB-geführten Ligen haben keine Planungssicherheit, weil die Verbandsoberen ihre individuellen Interessen in den Vordergrund schieben, anstatt für eine sinnvolle Struktur im deutschen Eishockey zu sorgen. Da kann Dennis Seidenberg nur froh sein, dass er in Nordamerika sein Geld verdient. Ich kann nur an den DEB-Präsidenten appellieren: Uwe Harnos, nimm dich mal zusammen und zeige, dass du im Interesse des Eishockeys handelst. Dann wird vielleicht auch mehr über unseren Wintersport – trotz der derzeitigen Temperaturen – positiv berichtet. MICHAEL SENDER, Mainz
Bazis und Spezln
■ betr.: „Das bayerische System“, taz vom 19. 6. 13
Selten habe ich so eine gute und wahre Analyse über das CSU-System gelesen wie die von Herrn Seeßlen. Es ist eben nicht liebenswürdig und urtümlich, wie sich die Bazis und Spezln in München, Bayreuth und Co. der Gesellschaft gegenüber verhalten, sondern zutiefst zynisch und asozial. Als Kabarettist versuche ich natürlich immer, die Komik auch in der Tragik zu sehen, aber das könnte wohl eher mit zur Verharmlosung beitragen. Der traurige Gipfel der über die CSU hinaus praktizierten CSU-Lebensart und gleichzeitig einer der schlimmsten Justizskandale dieser Zeit ist die Mollath-Affäre, die wiederum ihre Fratze in der Justizministerin Merk findet. Wer diese Frau in Fernsehreportagen oder vor dem Untersuchungsausschuss mit ihrem kühlschrankkalten, verbitterten und selbstgerechten Blick gesehen hat, während sie jegliche Unsauberkeit abstreitet, kann ihr nur alles Schlechte wünschen. TILMAN LUCKE, Berlin
Der Rundfunk den Nutzern
■ betr.: „Stell dir vor, sie schließen die BBC“, taz vom 13. 6. 13
Beim Lesen des Artikels stellen sich mir ein paar Fragen: Da sagt doch die Direktorin des öffentlich-rechtlichen Runfunks in Griechenland: „Wir finanzieren unsere Arbeit über die Rundfunkbeiträge der Menschen, das ist ihr Sender.“ Wenn dem so ist, wieso kann dann die Regierung den Sender ERT schließen? Und wieso können die jeweils regierenden Parteien den Sender dann dazu missbrauchen, um Parteifreunde auf Posten unterzubringen (oder zu ver- bzw. entsorgen)? Wie würde wohl ein Sender aussehen, der wirklich nur seinen Nutzern gehört? Könnte der dann wie der ERT einfach geschlossen werden? MARTIN LIEBRECHT, Kassel