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Archiv-Artikel

LESERINNENBRIEFE

Eine gemeinsame Welt gebildet

■ Betr.: „Schwere Sätze“, taz nord vom 23. 2. 2010

Ich fürchte, mit dem Artikel über die Vorlese-Omi haben Sie der Schule Königstraße einen Bärendienst erwiesen: Er schürt die Ängste vieler Eltern, die ihre Kinder dann lieber doch auf eine andere Schule schicken. Ich selbst helfe seit Jahren ehrenamtlich an dieser Schule und erlebe, wie hier Kinder aus unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen mit Hilfe kompetenter und engagierter Lehrer eine gemeinsame Welt bilden, in der sie lernen, was die „großen Leute“ auch lernen sollten: miteinander leben, miteinander und voneinander lernen, den anderen und Andersartigen als Mitmenschen zu sehen und verstehen zu lernen. Ich sehe einen Ort, der es verdienen würde, ausreichend bezahlte Mitarbeiter zu haben – was dort, wo vor allem menschlicher, kultureller und sozialer Gewinn winkt, wie so oft nicht der Fall ist.  ALENA MARIA SCHNEIDER, Hamburg

Wichtiges außer Acht gelassen

■ Betr.: „Niedersachsen gegen Kinderpornographie“, taz nord vom 2. 3. 2010

Kinderpornographie und der sexuelle Missbrauch von Kindern sind ohne Frage schreckliche Tatsachen und erfordern politisches Handeln. Peinlich und populistisch ist es aber, in dem gezeigten Umfang eine öffentliche Debatte zur Sperrung und Indizierung von entsprechenden Internetseiten zu führen: Es gibt nicht nur Netzwerker unter den Pädophilen, und der Austausch von Kinderpornographie hat auch schon vor der Entdeckung des Internets funktioniert.

Bemerkenswert scheinen mir Alibifunktion und Scheinheiligkeit der geplanten Maßnahmen. Völlig außer Acht gelassen wird ein wichtiger Aspekt: Pädophilie ist nicht das Ergebnis einer ausufernden, sexuell aufgeklärten und von hinderlicher Moral befreiten Gesellschaft, sondern eine genetische Veranlagung. Das sexuelle Interesse an vorpubertären Kindern ist eine anlagebedingte Störung der Sexualpräferenz; eine psycho-genetische Disposition, die man getrost als psychische Störung bezeichnen kann. Was also wirklich fehlt, sind nicht weitere Verbote und Einschränkungen, sondern mehr therapeutische Angebote.  JOE SCHLOSSER, Bremen