LESERINNENBRIEFE :
Erhebungsmethode ist Nonsens
■ betr.: „Viele Studenten antisemitisch“, taz.nord vom 12. 7. 13
Ich war schockiert, als ich Folgendes in der taz.nord las: „Ein großer Teil der Osnabrücker Studierenden ist vor Ressentiments gegen Muslime und Juden nicht gefeit. Trotz Bildung nicht offener als Bevölkerungsmehrheit.“ Ich bin über die Verallgemeinerung dieser Thesen empört. Der Ruf der Studenten in Osnabrück ist ruiniert, unabhängig davon, ob sie an der Universität oder Hochschule studieren. Zusätzlich schadet dies der Reputation beider Institutionen sowie der Stadt Osnabrück. Zunächst habe ich keinerlei Interesse gegenüber dieser Studie gezeigt, aber dass auch eine überregionale Zeitung im Lokalteil darüber berichtet, zwingt mich nun zu dem Statement, dass Prof. Dr. phil. Wassilis Kassis mit seiner Studie lediglich Frischfutter zur Unterstützung der jeweiligen Meinung des Zentralrats der Juden in Deutschland und der Türkisch-Islamistischen Union der Anstalt für Religion e. V. serviert. Ich fühle mich regelrecht beleidigt, wenn ich lese, dass viele Studenten in Osnabrück antisemitisch seien und „nur Null-Toleranz zähl[e]“.
Die Erhebungsmethode der Studie ist Nonsens. Befragte dürfen auf einer Skala wie „stimmt eher“ oder „stimmt eher nicht“ wählen. Vorher sollte genau definiert werden, welche Konsequenzen die jeweilige Antwort hat, denn dass ein „Stimmt eher nicht“-Student als Antisemit dargestellt wird, ist sicherlich nicht in seinem Interesse und es kann ein bestimmter Trend zwischen „dafür“ bzw. „dagegen“ fälschlicherweise suggeriert werden. Darüber hinaus kann die These nicht verallgemeinert werden und somit repräsentativ sein, wenn lediglich 1.000 Bachelor Studenten der Sprach und Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück befragt wurden. In Osnabrück leben und studieren ca. 22.000 Studenten. Allein an der Fakultät für Wirtschafts und Sozialwissenschaften der Hochschule sind rund 4.100 Studenten. Kassis behauptet die Umfrage sei repräsentativ und fast jeder Student habe Tendenzen, die von den Rechten in unserem Lande gepriesen würden. Die Befragung und Berücksichtigung der genannten Fakultät würde ich mir wünschen, um mich von der Studie überzeugen zu können. Denn das Ergebnis würde anders ausfallen – da bin ich mir sicher – wenn tatsächlich alle relevanten Studenten hierzu befragt würden. Name ist der Redaktion bekannt