LESERINNENBRIEFE :
Wohnen „in dürftiger Zeit“
■ betr.: „Am sichern Gestade“ von Helmut Höge, taz vom 17. 7. 13
Ein feiner Beitrag zum Wohnen „in dürftiger Zeit“. Hölderlin! Fast möchte man nichts mehr hinzutun.
Doch „träget und eilet der Pfad“ und drängt: Wenig später, hundert Jahre nur, wusste Rainer Maria Rilke, „wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr“. Beiden in ihrer Sorge, die ja Heidegger vorwegnimmt – „das Sein sorgt sich um sein eigentliches Selbstseinkönnen“ oder Wohnen o. ä. – mag der Philosoph doch einen Trost spenden bei zu sehr ans stabile Mobiliar Gedachtem: „Die Sprache ist das Haus des Seins“, „wie wenn am Feiertage“ wir nicht mehr „unter Gottes Gewittern, Ihr Dichter! mit entblößtem Haupte zu stehen“ brauchen. HARTMUT HOEFER, Osnabrück
Nur eine formale Angelegenheit
■ betr.: „Die Ehe nicht über den Menschen stellen“, taz vom 12. 7. 13
Eine glückliche Familie wird man nicht allein durch den Besitz eines Trauscheins. Er ist nur eine formale Angelegenheit. Viel entscheidender für das Kindeswohl ist die Präsenz der Eltern, das heißt, soweit wie möglich Zeit für und miteinander zu haben.
JULIA ENGELS, Elsdorf
Das ist schön!
■ betr.: „Die trauernde Mitfühlende“, taz vom 16. 7. 13
Danke für die Publikation dieses Porträts! Zeigt es doch erstens, dass unsere Welt nicht nur von den Dunkelmächten gestaltet wird, und zweitens, dass es in der taz doch Menschen gibt, die uns nicht nur das Dunkle servieren wollen. Das ist schön! SABINE MIEHE, Marburg
Heute Abend großes Sommerfest
■ betr.: „Guten Tag, was planen Sie heute?“, taz vom 16. 7. 13
Der Fall ist in verschiedener Hinsicht hochinteressant.
Da wird ein harmloser, unbescholtener Bürger vom Staatsschutz und der Polizei besucht, weil er zum Spaziergang zu einem mutmaßlichen amerikanischen Spionagestützpunkt in Deutschland einlud. Die Mechanismen, die zur staatlichen Intervention führten, liefen offenbar auf verschiedenen Ebenen ab. Da ist zunächst eine lückenlose Netzkontrolle, sozusagen auf der virtuellen Ebene, die hervorragend funktioniert und bei bestimmten Indikationen sofort anspringt. Auf einer anderen, realen Ebene wurden deutsche Beamte durch amerikanische Behörden veranlasst, die vermeintliche Gefahr zu erforschen und falls nötig einzuschreiten.
Das hat mich auf eine Idee gebracht: Während des Zweiten Weltkriegs setzte die britische Luftwaffe „Windows“ genannte Staniolstreifen ein, welche das Radar der deutschen Luftabwehr empfindlich störten, indem sie zahlreiche Radarreflexe hervorriefen und somit die eigentlichen Angreifer unsichtbar machten. Übertragen auf die jetzige Situation: Was würde passieren, wenn im Netz Millionen von Internetteilnehmern E-Mails schrieben, oder auf Plattformen wie Facebook Nachrichten posteten, die etwa lauten: „Heute Abend großes Sommerfest vor der amerikanischen Botschaft an der Alster. Bringt reichlich Grillkohle und Würstchen mit!“? Diese Nachrichten und Mails müssten auf fantasievolle Weise möglichst amorph und unterschiedlich gestaltet sein.
Ich könnte mir vorstellen, dass dann das amerikanisch-deutsche Spitzelsystem zumindest vorübergehend zusammenbrechen könnte, weil auf der realen Überwachungsebene kaum genügend Kräfte zur Überprüfung vorhanden wären. Zudem gibt es keine rechtliche Handhabe dagegen. Wenn dann doch von staatlicher Seite etwas unternommen würde, müsste, wie im Fall Daniel Bangerts, der Feind seine Deckung verlassen. Das würde mit Sicherheit zu einer verstärkten Ablehnung der Spitzelaktivitäten in der Öffentlichkeit führen. Es gibt also nichts zu verlieren!
MATHIAS NAGEL, Hamburg
Nur abwarten
■ betr.: „Offenheit für Rot-Rot-Grün täte uns gut“, taz vom 18. 7. 13
Die SPD-Linke Hilde Mattheis rudert einsam gegen den Strom. Sie sollte langsam begreifen, dass der Baum der Erkenntnis schon lange morsch ist und bald gänzlich umfällt. Dann muss die ersehnte (von manchen verteufelte) Frucht „Die Linke“ nur noch aufgesammelt werden. Sie wird sich nicht mehr dagegen wehren. War schön zu lesen im Interview von Ellen Brombacher von der Kommunistischen Plattform der Linken mit der Unsere Zeit vom 28. 6. 13.
Also Frau Mattheis, nur abwarten. Schon jetzt haben sie viel Zeit darüber nachzudenken, wem das am Ende nutzen wird. Den Bürgern nicht. Wetten, dass …? WOLFGANG SEIBT, Friedberg
Diese Kunst muss nicht erlaubt sein
■ betr.: „Kein Killer, sondern Rapper“, taz vom 17. 7. 13
Diese Kunst muss nicht erlaubt sein. Und ist es auch nicht.
Was dieser Typ getan hat, war nicht mehr und nicht weniger als ein Aufruf zu Mord und Gewalt – auch bekannt im deutschen Strafrecht als Volksverhetzung und damit strafrechtlich verfolgbar!
Dieses Lied, Herr Winkler, hat nichts mehr mit künstlerischer Freiheit zu tun. Es ist nach deutschem Strafrecht ein Delikt, nicht mehr und nicht weniger. Und dementsprechend sollte auch das deutsche Strafrecht greifen. GABRIEL PEIFER, Saarbrücken