LESERINNENBRIEFE :
Sport ist Product Placement
■ betr.: „Wir schalten Ihre Anzeigen frei!“, taz vom 10./11. 8. 13
Liebe taz-Leute, was Sie bisher über Fußball geschrieben haben, weiß ich nicht, da ich Sie mir nicht leisten kann. Von Ihrem Vorhaben, Rechnungen an die Werbebetreiber im Sport zu schreiben, bin ich sehr begeistert. Jedoch finde ich es nur einen ersten Schritt. Fußball gehört nicht mehr zur Sparte Sport, sondern zur Sparte Wirtschaft, spätestens seitdem die „reichen“ Vereine den „armen“ Vereinen die guten Spieler wegkaufen.
Sport hat das Motto der Fairness und fair ist das nicht. Mit jeder Erwähnung eines Vereins, mit jeder Beschreibung eines zu verkaufenden Produktes geschieht „Product Placement“. Damit ist der Journalismus einer der größten Subventionierer eines ohnehin boomenden Wirtschaftszweigs neben den GEZ-Zahlern. Finden wir das eigentlich okay? ANNELIESE RAHMANN, Duisburg
Treibendes Schlagzeugspiel
■ betr.: „Sie schlugen ihn und er schlug sich“, taz vom 8. 8. 13
Ein kraftvoller Tenorsaxophonist, stimmgewaltiger Erzähler und großartiger Musiker war der charismatische Bandleader Fela Kuti ohne Zweifel. Aber wie schon der Name Afrobeat verrät, war ein wesentliches Merkmal dieses Musikstils das treibende Schlagzeugspiel, und hinter dem Drumset saß dessen Erfinder Tony Allen. Sein grandioses Album „Homecooking“ von 2002 sei jedem Fan des Afrobeats wärmstens ans Herz gelegt. SEBASTIAN PAMPUCH, Marburg
Gute Mitfahrgelegenheit
■ betr.: „Nahtoderfahrung Fahrgemeinschaft“, taz vom 10./11. 8. 13
Ich habe Verständnis dafür, dass auch Ihre Redaktion vom Sommerloch nicht gerade profitiert, doch die Ironie Ihres Artikels in der Ausgabe vom 10./11. August hat sich mir nicht erschlossen. Der Beitrag ist inhaltlich fragwürdig und befördert diverse Klischees. Er ist schlecht recherchiert und vermittelt eine Realität, die nicht mit den Erfahrungen Tausender Nutzer und Anbieter von Mitfahrgelegenheiten übereinstimmt.
Im Übrigen passt das Bild (ein Cabriolet mit offener Kühlerhaube im Kornfeld) in keiner Weise zum Text, in dem von schrottreifen Kleinbussen die Rede ist.
Ich nutze selbst mehrmals die Woche als Mitfahrerin das Angebot und bin meinem äußerst zuverlässigen, freundlichen und entgegenkommenden Fahrer (muss ich erwähnen, dass er einen Migrationshintergrund hat?!) zutiefst dankbar, denn die Bahn ist nicht nur teuer, sondern zunehmend unzuverlässig auf der von mir genutzten Strecke. Mein Fazit: Wenn Sie die Bahn und Fernbusunternehmen bewerben wollen, dann machen Sie das doch zukünftig über Anzeigen. ANN-KATHRIN STOLTENHOFF, Stuttgart
Gewaltig reingeknallt ins Leben
■ betr.: „Alte Männer in bunten Hosen“, taz vom 9. 8. 13
Zuerst regt man sich auf, denn fast eine ganze Seite Trash ist einfach more than I can bear, wenn man schon so viel verficktes Geld hinlegen muss für diese Streetfighting-Years-Zeitung; man fragt sich, wie kann das sein? Die taz auf der Talsolensuche des Niveaus? Eine neue Spitze des Satiregipfels? Etwas, was das eigene Denk-Vermögen übersteigt? Banalpics mit einem Textchen versehen, der sich dann doch nicht traut, eine Satire zu sein (denn schon in der ersten Zeile knickt der Texter ein).
„In der taz zwei werden die Auswirkungen der Politik auf das reale Leben beleuchtet. So versucht die taz, auch wieder jüngere Leser zu erreichen“ (Wikipedia). So, jetzt sollten mal die jungen Leser der taz, die kleinen Scheißerchen im Polit-Wirrwarr nach-denken: das also denkt Autor David Denk, wenn er an euch denkt: das gefällt euch, das interessiert euch … da hat aber die Politik gewaltig reingeknallt ins Leben: Angela und Claudia im Farbentaumel im transzendenten Wagnerhimmel, oder was sonst? Hosianna! Hilf doch! Auch wenn Gott bei diesem Artikel nicht Pate gestanden hat (denn er ist ja nun wirklich nicht für alles verantwortlich trotz krasser Defizite in der Theodizee), bin ich mir sicher, dass Gott euch liebt und gnädiger als ich ist, aber das ist ja auch jobbedingt bei ihm … Alhamdu lillahi HEINRICH SALOMON, Laufen
Wo steckt die Fernsehpolizei?
■ betr.: „Wahnsinn. Echt, jetzt“, taz vom 7. 8. 13
Als Langzeithäftling in einer Justizvollzugsanstalt gehört übertriebener Fernsehkonsum traurigerweise zu den großen Freuden meines derzeitigen Lebens. Zeigte sich bisher das Privatfernsehen, besonders die RTL-Familie, als Spitzenreiter in Bezug auf Scripted-Reality-Schwachsinn und Doku-Soap-Trash, ziehen die öffentlich-rechtlichen Sender nun also nach und zeigen in 45-minütigen Episoden gebührenfinanzierten Elendstourismus der widerlichsten Art. Unterstützt und präsentiert wird das Ganze dann auch noch von einer Handvoll „Menschen“, die – im besten Fall – dafür bekannt sind, nie wirklich etwas geleistet haben zu müssen, weil sie mit jemandem verheiratet sind, der etwas bekannter ist. Seine Motivation dazu mit Sätzen wie: „Mich interessiert das. Ich hab’ in meinem Leben noch nie Krieg mitgemacht“, zu erklären, ist mehr als nur arm – und zu welchem Preis? Eine Seele? Ach nein, 17,98 Euro Rundfunkbeitrag. Hat öffentlich-rechtliches Fernsehen nicht einen „Bildungsauftrag“? Zurzeit reden alle von Verfassungsschutz und Geheimdienstspionage – aber wo steckt die Fernsehpolizei? DANIEL SCHIEFERS, Wittlich