LESERINNENBRIEFE :
Lobbyismus blüht
■ betr.: „A7: Hannover zofft sich mit Berlin“, taz vom 16. 8. 13
Wenn ein Verkehrsminister eine Straßenbaumaßnahme unbedingt als ÖPP durchsetzen will, obwohl diese nach Berechnungen des Bundesrechnungshofs 13 Millionen beziehungsweise nach Berechnungen der Straßenbauverwaltung sogar 25 Millionen Euro teurer würde, als von staatlicher Seite ausgeführt, kann da sicher etwas nicht mit rechten Dingen zugehen, zumal, wie die taz am 15. 8. berichtete, die Regierung korruptionsanfällig ist. Wie sonst lässt sich erklären, dass ein Bundesminister Steuergelder verschwendet ? Schließlich blüht der Lobbyismus, ein Gesetzesvorschlag zur Eindämmung der Beamtenbestechlichkeit wurde im Bundestag immer wieder von der Tagesordnung gestrichen. Eine staatsanwaltliche Ermittlung wäre also in diesem Falle dringend notwendig.
HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel
Wo ist Bio-Papi oder Bio-Mami?
■ betr.: „Lieben und leben lassen“, taz vom 22. 8. 13
Wieder eine Familienidylle mit Mami und Mami. Alles gut so. Auch das mit Religion und so. Aber das eigentliche Problem wird in einem kurzen Satz nur am Rand erwähnt: Die Sache mit der anonymen Spende. Dazu diese echten oder gestellten Familienfotos. Da fragt sich so mancher: Wo ist eigentlich Bio-Papi oder Bio-Mami? Wenigstens ganz klein in Schwarz-Weiß danebensetzen! Denn seine Eltern zu kennen ist ein elementares Menschenrecht. Einen Elternteil gewaltsam wegzudrücken ist eine lebenslange Verletzung der Betroffenen, vor allem der Kinder. Homo-Familie funktioniert ehrlich nur im Patchwork. KLAUS NOICHL, Oberstdorf
Legitimierte Ausrottung
■ betr.: „Alle Menschen haben Monster“, taz vom 24. 8. 13
Die Ausrottung der Ureinwohner Australiens hat bis 1946 in Queensland ihre gesetzliche Legitimation gehabt, da die Ureinwohner zum Wildlife zugehörig waren und keine Menschenrechte hatten. Bis in die späten 80er Jahre ist mir diese Haltung von hohen Regierungsbeamten bei meinem Besuch in Australien begegnet. Zur Zeit der Olympiade gab es ungeklärte Todesfälle von inhaftierten Aborigines. Eine Flut nahe Alice Springs (Regen in der Wüste nach 60 Jahren) ließ den Ross River anschwellen, spülte das Altöllager des Ross River Homestead in die Landschaft und machte das lebenswichtige Trinkwasser unbrauchbar. Der Tod fährt schwarze Toyota und ballert in die Landschaft (auch aus Hubschraubern!).
Die zerstörte Kultur der australischen Ureinwohner ist in fast vollständigem Umfang für die Menschheit verloren gegangen. Die Erschließung von Bodenschätzen ist über Besitz- und Menschenrechte gestellt worden. Eine Treibjagd hat die letzten Ureinwohner in Tasmanien über die Klippen springen lassen.
Die ethnologische Küchenpsychologie dieses zweiseitigen Geschreibes finde ich unsäglich! MICHA RABUSKE, Berlin
Krieg löst keine Probleme
■ betr.: „Was tun?“ u. a., taz vom 26. 8. 13
Einsatz chemischer Kampfstoffe durch die Regierungstruppen in Syrien – das behaupten, einmal mehr, die „Rebellen“. „Cui bono?“ Die „Rebellen“ erleiden Rückschlag um Rückschlag. Was liegt da näher, als mit Behauptungen beziehungsweise Manipulationen die UN, die USA, die Nato und/oder die EU zum Eingreifen zu bewegen?
Laut ZDF verfügen auch die „Rebellen“ über chemische Kampfstoffe. Es ist durchaus denkbar, dass die „Rebellen“ chemische Kampfstoffe dahin verlagert haben, wo sie einen Angriff der Regierungstruppen erwarteten oder sogar direkt gegen die eigene Bevölkerung einsetzen. Die Hemmschwelle der radikalislamistischen „Rebellen“ ist bedeutend geringer als die des eher westlich orientierten Assad! Denn: Sie sind sich sicher, dass der Islam, der Koran und der Prophet auf ihrer Seite sind und all die Getöteten als Märtyrer in den „Himmel“ kommen. Wir erinnern uns an den Irakkrieg ab 2003 – eine völkerrechtswidrige Invasion durch die Streitkräfte der Vereinigten Staaten und Großbritanniens – und seine schrecklichen Folgen, die bis heute andauern. Die unhaltbare Situation in Ägypten – Militärdiktatur, etwas verbrämt mit einer „Übergangsregierung“ – erleben wir tagtäglich am Fernseher. Wenn schon die Muslimbrüder nicht genehm sind, wollen wir, dass in Syrien Islamisten, Salafisten, Wahhabiten, Dschihadisten und al-Qaida um die Macht streiten? Zudem, der Einsatz von Flugzeugen allein genügt nicht. Nur diejenige Macht beherrscht ein Land, die es terrestrisch besetzt hat und hält.
Alle Nachrichten aus den USA deuten darauf hin, dass Obama, der Friedensnobelpreisträger, offensichtlich den Krieg will. Er wird damit keine Probleme lösen. JÜRG WALTER MEYER, Leimen
Zentrale Frage unbeantwortet
■ betr.: „Die Vorwürfe umfassend aufklären“, taz vom 26. 8. 13
Das Interview mit Frau Münch finde ich sehr unbefriedigend, zumal eine zentrale Frage nicht beantwortet wird: Ist totale Unterordnung der richtige Weg für traumatisierte Menschen? Das Alltagsgeschehen in der Haasenburg ist auch ohne Fixierliegen skandalös. Leider scheint im Brandenburger Ministerium kein Bewusstsein dafür vorhanden zu sein, dass Kinder und Jugendliche etwas anderes brauchen als in preußischer Militärtradition stehende Konzepte, die leider auch an diversen Schulen – ebenfalls Baustelle von Frau Münch – zu besichtigen sind. ANDREA BURGSTALLER, Berlin